Wenige Tage vor seinem Amtsantritt als ARD-Vorsitzender hat BR-Intendant Ulrich Wilhelm davor gewarnt, den Rundfunkbeitrag nicht zu erhöhen und mit Einschnitten im Programm gedroht. "Es würden kurzfristig drei Milliarden Euro fehlen, die wir im Wesentlichen im Programm einsparen müssten", sagte Wilhelm der dpa. "Jenseits des Programms, also bei Technik und Verwaltung, zu sparen ist schon weitgehend ausgereizt, denn das tun wir seit Jahren."
Insgesamt wollen die Öffentlich-Rechtlichen bis 2028 rund 1,2 Milliarden Euro einsparen. Der Politik ist das aber offenbar nicht genug. Bereits vor wenigen Wochen hatte sich Ulrich Wilhelm in einem Interview für eine aus seiner Sicht notwendige Beitragserhöhung ausgesprochen. "Eine solche Summe ließe sich leider nur mit überall sichtbaren Folgen im Programm streichen. Zugleich sagen die Ministerpräsidenten aber, dass sie keinen Programmabbau wollen. Das ist ein Widerspruch in sich, die Rechnung geht nicht auf", sagte er damals (DWDL.de berichtete).
Gegenüber der dpa sprach sich Wilhelm jetzt zugleich für eine größere Vielfalt in der Politikberichterstattung im Ersten aus. Die Talkshows seien zu dominant geworden. "Wir vernachlässigen dabei, was mit anderen Formaten zusätzlich möglich wäre. Mit Dokumentationen, Themenabenden, mit dem Ausleuchten großer Themenkomplexe." Stattdessen müsse die ARD stärker daran arbeiten, nicht nur bestimmte Milieus abzudecken, und sich etwa fragen, ob es genügend Themen vom Land gebe.
"Die Probleme vieler Menschen finden in den unmittelbaren Tageserlebnissen von Journalisten nicht in dem Maße statt, wie es für die Bevölkerung repräsentativ wäre", so Wilhelm, der am 1. Januar die Nachfolge von Karola Wille an der ARD-Spitze antreten wird. Kritische Worte fand der künftige ARD-Vorsitzende auch für das Verschwinden der Champions League ins Pay-TV. "Ich denke, dass die Breitenwirkung dieses Wettbewerbs in der Bevölkerung dadurch geschwächt wird." Der Fußball müsse aufpassen, dass er die gesellschaftliche Bindung nicht verliert.