"Finanzsituation bleibt angespannt" - so überschreibt der WDR seine Mitteilung über den vom WDR-Rundfunkrat genehmigten Haushalt für das kommende Jahr. Erträgen in Höhe von 1,41 Milliarden Euro stehen demnach Aufwendungen in Höhe von 1,62 Milliarden Euro im Betriebshaushalt gegenüber. In diesem Betriebshaushalt sind auch "kalkulatorische Erträge und Aufwendungen" enthalten, wie etwa Altersversorgungs-Rückstellungen oder Abschreibungen, für die aktuell aber noch gar kein Geld real abfließt. Tatsächlich fällt der Fehlbetrag laut Finanzplan daher nicht ganz so hoch aus und soll bei 95,5 Millionen Euro liegen.
Diesen Fehlbetrag kann der WDR decken, indem Geld aus der Allgemeinen Ausgleichsrücklage entnommen wird. Dass der WDR wie auch andere ARD-Anstalten generell in dieser Beitragsperiode Fehlbeträge erwirtschaftet, kommt nicht unerwartet. Da die Einnahmen nach der Umstellung auf den Rundfunkbeitrag zunächst höher ausgefallen waren als erwartet, hatten die Sender aus den Mehreinnahmen entsprechende Rücklagen gebildet. Aus diesem Grund konnte der Rundfunkbeitrag nun niedriger angesetzt werden als es zur Deckung aller genehmigten Aufwendungen nötig gewesen wäre, weil die Sender nun diese Rücklagen wieder aufbrauchen.
Das Problem ist aber: Die Rücklagen reichen beim WDR nicht aus, um die prognostizierten Verluste für die gesamte vier Jahre umfassende Beitragsperiode auszugleichen. Das liege zum einen aderen, dass durch eine unerwartet hohe Anzahl an Beitragsbefreiungen inzwischen weniger Geld durch den Rundfunkbeitrag eingenommen wird. Zum anderen gibt es beim WDR die besondere Situation, dass die Reduzierung der Hörfunkwerbung von zuvor drei auf nur noch eine Welle vorgeschrieben wurde - was von der zuständigen Finanzkommission KEF aber nicht mehr bei der Berechnung berücksichtigt wurde.
Aus diesem Grund erwartet der WDR, dass die Rücklagen nur noch für die Jahre 2018 und 2019 reichen, danach könne sich allerdings bis Ende 2021 ein ungedecktes Defizit in Höhe von rund 178 Millionen Euro ergeben. Der WDR betont dabei, dass man schon Anstrengungen unternommen habe, um den Haushalt zu stabilisieren, vor allem wird der sozialverträgliche Abbau von 500 Planstellen angeführt. Auch die Sachetats in allen Bereichen seien gekürzt worden, wodurch insgesamt Einsparungen in Höhe von rund 100 Millionen Euro im Jahr realisiert würden. Der neue kostengünstigere Vertrag zur Altersversorgung und die geplante ARD-Strukturreform sollen weitere Einsparungen bringen.
Der WDR-Rundfunkrat appellierte zudem an die Politik: Man erhoffe sich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk "insgesamt stärkeren Rückhalt durch die politischen Entscheidungen, die 2018 anstehen". Dazu gehöre der Beschluss der Ministerpräsident/innen zum künftigen Auftrag und zur künftigen Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Der Rundfunkrats-Vorsitzende Andreas Meyer-Lauber: "Das Gesamtprogramm des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist konstitutiv für unsere Demokratie. Es muss weiterhin staatsfern und bedarfsgerecht finanziert werden und es ist dahingehend zu stärken, dass es auch die junge Generation wieder viel besser erreichen kann."