Im wortreichen Gefecht zwischen dem Präsidenten des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und den Öffentlich-Rechtlichen präsentiert sich Mathias Döpfner im aktuellen "Spiegel" auf eigenwillige Weise "verhandlungsbereit". "Ich bin aus Kreisen der ARD darauf hingewiesen worden, dass es vielleicht besser gewesen wäre, den Begriff DDR statt Nordkorea zu wählen. Da wäre ich durchaus verhandlungsbereit", sagte Döpfner als BDZV-Präsident dem "Spiegel". Er habe deutlich machen wollen, dass das duale System in Deutschland eines der allerbesten der Welt ist, dieses aber ins Wanken geraten könnte. "Und wenn es eines Tages nur noch Staatsfernsehen und Staatspresse im Netz geben sollte – dann wäre das eher nach dem Geschmack von Nordkorea. Das war zugegebenermaßen eine polemische Zuspitzung."
Döpfner gibt in dem Gespräch an, dass es ihm "nicht um Provokation, sondern um Aufmerksamkeit für eine Debatte, die in der Sache nicht vorankommt", gehe. "Interessant und traurig ist, dass die Öffentlich-Rechtlichen in ganz alte Debattenmechanismen aus den Achtzigerjahren zurückfallen: Der Gegner sagt etwas, man nimmt sich einen Begriff heraus, der skandalisiert und aus dem Kontext gerissen werden kann. Dann gibt es eine Debatte über den Begriff – die Debatte über die Sache selbst wird damit sehr erfolgreich vermieden." Er sei gerne bereit, zugespitzte polemische Begriffe zurückzustellen, wenn man endlich eine Debatte in der Sache hinbekomme, so Döpfner, der angibt, dass der Begriff für ihn nicht wichtig sei, er aber seinen Zweck erfüllt habe.
"Ich mache es aber gern noch mal klar: Ich habe die ARD nicht mit Nordkorea verglichen. Das wäre absurd, geradezu kindisch", erzählt Döpfner dem "Spiegel" und sehnt sich nach Jahren des Streits nach einer Lösung. "Es kann doch niemand unterstellen, dass ich ernsthaft diese Ebene herstellen wollte. Aber wenn ich den Begriff zurücknehmen soll und dafür eine Lösung mit der ARD bekäme – dann schlage ich sofort ein." Das Argument, dass Verleger auch mit Bewegtbild experimentieren und sich wie im Falle von Springer und Welt/N24 auch ins Fernsehen ausbreiten, empfindet Döpfner als "absurd". "Selbst wenn sich die privaten Verlage zu reinen Fernsehanstalten wandeln würden, hätte die ARD noch nicht den Funken einer Legitimation erworben, ein presseähnliches Angebot zu machen, weil das nicht ihr Auftrag ist.".
Es gebe an dieser Stelle einen entscheidenden Unterschied, meint Döpfner. "Wir bekommen keine Gebühren, wir haben keinen öffentlichen Auftrag, wir finanzieren uns am Markt. Das heißt aber auch, dass wir im Gegensatz zu den Öffentlich-Rechtlichen keinerlei Einschränkungen unterworfen sind", erklärt Döpfner. Wenn der Gesetzgeber auch die Presse mit Gebühren finanziere und deshalb regulieren würde, dann wäre man tatsächlich bei Staatspresse, meint Döpfner. Den Vorwurf, mit solchen Begriffen der AfD unter die Arme zu greifen, empfindet er unterdessen als "Totschlagargument der Saison". "Wenn einem was nicht passt, muss man nicht mehr inhaltlich dagegen halten, sondern nur noch sagen: AfD! Den Begriff Staatsfunk hat übrigens schon Gustav Heinemann 1961 verwendet."
Den in dieser Woche angekündigten Schritt des Westdeutschen Rundfunks, im Web künftig vor allem auf Video und Audio zu setzen, begrüßt Döpfner. "Dass Intendant Tom Buhrow das Miteinander von Verlagen und Sendern fördern möchte, ist ein gutes Signal. Vielleicht ermutigt das andere, so zu handeln, vor allem wenn man sieht, dass es dem Erfolg des Senders nicht schadet, sondern nützt", sagte der Präsident des BDZV im "Spiegel". "Einschränkend muss man sagen, der WDR spricht hier für sich und nicht für die ganze ARD. Deshalb löst es noch nicht das gesamte Problem", weshalb man eine klare Regelung im Rundfunkstaatsvertrag brauche, meint Döpfner, der sich dafür ausspricht, dass öffentlich-rechtliche Internetangebote weniger wie Regionalzeitungen aussehen und deutlich weniger Text anbieten sollten.
Neben den Inhalten auf den Internetseiten der ARD stört sich Döpfner auch ganz massiv am Jugendangebot funk und ganz speziell auch an dessen letzter Kampagne. "Die Kampagne „Scheißwerbung“ diskreditiert die entscheidende Einnahmequelle – also wenn Sie so wollen: die Existenzgrundlage – der privaten Verlage und ist ein propagandistisches Meisterwerk in öffentlich-rechtlicher Sache. Seht her: Wir sind nicht kommerziell, wir machen im Gegensatz zu den privaten Verlagen guten Journalismus", so Döpfner im "Spiegel". Belegt werde dieses Versprechen seiner Ansicht nach mit einem Angebot von besonders sublimer Qualität, zum Beispiel in der Videokolumne "Fickt euch!". "Da werden wirklich interessante Standards gesetzt, was den Qualitätsanspruch öffentlich-rechtlicher Jugendpflege angeht".