Der scheidende ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzende Thomas Ebeling hat seine Rede beim Capital Markets Day dazu genutzt, um noch einmal die aus seiner Sicht anhaltende Stärke des klassischen Fernsehens und dessen Fortbestand als Massenmedium zu unterstreichen. Er tat dies freilich mit anderen Worten als vor wenigen Wochen bei einem Analysten-Call, als er das eigene Publikum als "ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm" bezeichnet hatte (DWDL.de berichtete) und ließ diesmal die Fakten sprechen.
Darauf verlassen, dass das Publikum die Inhalte ausschließlich über den herkömmlichen Weg konsumieren wird, will man sich in Unterföhring allerdings auch nicht. Aus diesem Grund stellte Ebeling einen Umbau der vor mehr als drei Jahren gestarteten Mediathek 7TV in Aussicht. Diese soll die zentrale Plattform werden, unter deren Mantel nicht nur Livestreams und Inhalte zum Abruf bereitgestellt werden, sondern auch viele weitere Features, für deren Nutzung die Zuschauer je nach Breite des Angebots bezahlen müssen.
Das Fundament bildet wie bisher auch die kostenlose, durch Werbung finanzierte Catch-up-Funktion, bei der TV-Inhalte sieben Tage nach ihrer Ausstrahlung online abgerufen werden können. Wer sich registriert, bekommt darüber hinaus Zugriff zu den SD-Livestreams des Sender-Portfolios, das aktuell neben den ProSiebenSat.1-Sendern auch die Kanäle von Discovery umfasst. Weitere Partner befinden sich nach Angaben des Unternehmens bereits "in der Pipeline", heißt es in der Präsentation von Thomas Ebeling.
Wirklich interessant sind jedoch die weiteren Stufen des 7TV-Modells: So soll gegen eine Gebühr der Abruf von Inhalten auch bis zu 30 Tage nach der TV-Ausstrahlung erlaubt werden. Hinzu kommen Livestreams in HD sowie eine Instant-Restart-Funktion, die es ermöglicht, die aktuell laufende Sendung auf Knopfdruck von vorn zu starten - derartige Funktionen bietet ProSiebenSat.1 inzwischen etwa auch schon gemeinsam mit Partnern wie Vodafone an. In Zukunft soll also die Integration der Funktionen in die eigene Plattform erfolgen, deren Attraktivität dadurch sicher steigen wird.
Der 7TV-Umbau sieht darüber hinaus auch noch eine Premium-Stufe vor, innerhalb derer auch eine SVoD-Integration vorgesehen ist. Konkret geht es hier um den hauseigenen Streamingdienst Maxdome, der bekanntlich noch immer rote Zahlen schreibt. Abseits davon will ProSiebenSat.1 den Nutzern künftig einen netzwerkbasierten Personal Video Recorder anbieten, der die parallele Aufnahme mehrerer Sendungen ermöglicht. Hinzu kommen Sendungen, die gegen Bezahlung zum Einzelabruf zur Verfügung gestellt werden, sowie die Möglichkeit, weitere optionale "Content-Bundles" anzubieten - hierunter könnten womöglich zubuchbare Pay-Sender fallen.
Wann die umgebaute 7TV-Plattform an den Start gehen soll und was die Nutzer für die verschiedenen Stufen letztlich bezahlen müssen, ließ ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling am Mittwoch beim Capital Markets Day zunächst offen. Doch die Marschrichtung scheint klar: Mit einer Art Rundum-Sorglos-Paket will ProSiebenSat.1 seine Zuschauer in Zukunft mehr denn je am liebsten über die eigene Plattform an sich binden.