"Es gibt kaum Redaktionen, die ausdrücklich nur nach herkunftsdeutschen Journalisten such. Fakt ist aber, dass sie über die Jahrzehnte sehr 'weiß' geblieben sind", das hat Ferda Ataman, Mitbegründerin der Neuen Deutschen Medienmacher, vor wenigen Wochen im Rahmen des Karriere-Specials "Vitamin D" gegenüber DWDL.de gesagt. Auch bei der dpa hat man das Problem inzwischen erkannt und will nun nachbessern, das hat Chefredakteur Sven Gösmann gegenüber dem Branchenmagazin "Journalist" verraten.
So wolle man sich künftig vielfältiger aufstellen, sagt Gösmann. "Schauen Sie mich an: Ich bin ein weißer Mann ohne Ausgrenzungserfahrung, bin in einem Reihenhaus groß geworden, habe studiert - ich bin hier der üblichste Prototyp", so der Chefredakteur. Deshalb werde jetzt das Auswahlverfahren für neue Mitarbeiter verändert. Ab Januar gibt es erstmals ein Assessment Center, mit den bisher üblichen Praktika soll künftig Schluss sein. "Ich möchte nicht gleich die Hells Angels hier haben", sagt Gösmann, "aber ein bisschen mehr Marzahn und etwas weniger Berlin Mitte darf es schon sein."
Konkrete Zahlen, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund in den Redaktionen Deutschlands arbeiten, gibt es nicht. Der Wissenschaftler Horst Pöttker beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit dem Thema und schätzte zuletzt, dass der Migrationsanteil in den Redaktionen bei rund fünf Prozent liegt. In der Gesamtbevölkerung sind es deutlich mehr: Laut dem Statistischen Bundesamt lag der Anteil der Menschen in Deutschland mit Migrationshintergrund 2016 bei rund 22,5 Prozent.