HDR steht für High-Dynamic-Range und liefert einen überdurchschnittlich hohen Kontrast und ein wesentlich breiteres Farbspektrum als bislang. Auf diese Weise sollen in besonders hellen oder dunklen Bereich weitaus mehr Details erkennbar werden - tatsächlich offenbart der direkte Vergleich gravierende Unterschiede. Die Farbe Gold habe man im Fernsehen beispielsweise nie richtig darstellen können, sagen die TV-Macher. Das ist durch HDR jetzt anders, wie auch Einblicke in erste Test-Aufnahmen von "Das Supertalent" eindrucksvoll zeigen.
Die Erweiterung um HDR soll letztlich Verbesserungen in der Bildgestaltung bewirken, die von vielen Experten sogar höher gewichtet werden als die reine höhere Auflösung, die bei UHD viermal so hoch ist wie bei Full HD und sogar 20 mal so hoch wie bei SD. Ein Fortschritt, bei dem Ernst Feiler, Director Technology bei der UFA, regelrecht ins Schwärmen gerät. Die Reaktion der Kreativen sei eindeutig, sagte er am Donnerstag bei einer Präsentation in Köln. "Wer einmal UHD / HDR gesehen hat, möchte nicht mehr zurück."
Frank Heineberg (Mediengruppe RTL, Dipl. Ing. Programmverbreitung & Neue Technologien), Timo Schneckenburger (Geschäftsführer Marketing und Vertrieb HD+), Thomas Harscheidt (Mitglied Geschäftsleitung Mediengruppe RTL und Geschäftsführer CBC), Ernst Feiler (Director Technology UFA), Mido Fayad (Mediengruppe RTL, Bereichsleiter Produktion & Sendebetrieb)
Damit sich auch die Zuschauer davon überzeugen können, wird RTL seine neue Serie mangels eines eigenen UHD-Kanals via Satellit über den Sender UHD1 übertragen, auf den Kunden von HD+ Zugriff haben. Die erste Folge läuft dort parallel zur linearen SD- und HD-Ausstrahlung, die übrigen Episoden sollen jeweils zeitversetzt nach der RTL-Ausstrahlung gezeigt werden. Darüber hinaus werden sämtliche Folgen von "Sankt Maik" auch über die hauseigene VoD-Plattform TV Now zum Abruf bereitstehen - um sie in in Ultra-HD-Qualität sehen zu können, bedarf es allerdings der entsprechenden Android-TV-App auf UHD/HDR-fähigen Philips- und Sony-TV-Geräten, deren Aktualisierung erst noch bevorsteht.
Angesichts derartiger Hürden ist also davon auszugehen, dass vorerst nicht allzu viele Zuschauer "Sankt Maik" in der besten Auflösung schauen werden. Die UHD-Produktion ist somit eher als eine Art Showcase gedacht, soll aber ohnehin nur der Anfang sein. Acht Jahre nach dem Umzug der Mediengruppe in die alten Messehallen in Köln-Deutz möchte RTL sein Sendezentrum in den kommenden beiden Jahren nämlich auf UHD-Technik umstellen.
"Wir glauben, HDR ist der wichtigste Punkt, die Leute wissen das aber noch nicht."
CBC-Geschäftsführer Thomas Harscheidt
"Unser Anspruch ist etwas zu bauen, das auch 2026 noch ganz vorne ist", betont Thomas Harscheidt, Mitglied der Geschäftsführung der Mediengruppe RTL Deutschland und Geschäftsführer des technischen Dienstleisters CBC. Während man den zwischenzeitlichen 3D-Hype als nicht relevant fürs eigene Haus erachtet habe, sind die Verantwortlichen von Ultra HD in Kombination mit HDR voll überzeugt - wohl auch, weil sich der Endgerätemarkt rasant entwickelt. Schon jetzt stehen rund 5,6 Millionen Ultra-HD-Fernseher in den deutschen Haushalten, obwohl die Zuschauer bislang noch fast keine entsprechenden Inhalte angeboten bekommen. Da wittert sicher so mancher schon ein schönes Zusatzgeschäft.
Doch während Ultra HD vielen Kosumenten inzwischen ein Begriff ist, wissen Umfragen zufolge aktuell nur rund 20 Prozent etwas mit HDR anzufangen. Dabei erachtet RTL vor allem HDR mit seinem Kontrastumfang als großen Vorteil. "Wir glauben, HDR ist der wichtigste Punkt, die Leute wissen das aber noch nicht", so CBC-Chef Harscheidt. Bis UHD/HDR wirklich zum neuen Standard bei der Fernsehproduktion wird, dürfte aber noch viel Zeit vergehen. Zumal selbst die SD-Verbreitung noch längst nicht der Vergangenheit angehört. Eine Abschaltung, so ist aus der Kölner Zentrale zu vernehmen, ist in absehbarer Zeit jedenfalls nicht geplant.