In der vergangenen Woche sollte in der Reihe "Menschen hautnah" eine Dokumentation über den früheren Manager Thomas Middelhoff zu sehen sein. Der WDR nahm den Film aber kurzfristig aus dem Programm, der RBB, wo der Film im Dezember ebenfalls laufen sollte, zog nach (DWDL.de berichtete). Als Begründung hieß es vom WDR, die Produzenten hätten Middelhoff ein weitgehendes Mitspracherecht beim Drehbuch eingeräumt, dies sei mit den WDR-Standards nicht vereinbar. Nun widerspricht Middelhoff dieser Behauptung.

Gegenüber der "Zeit" sagt der frühere Bertelsmann- und Arcandor-Chef, dass es eine solche Klausel im Vertrag überhaupt nicht gegeben habe. "Ein erster Entwurf sah zunächst eine Abnahmeklausel für den fertigen Film vor, die ist aber nie Vertragsbestandteil geworden", so Middelhoff. Der WDR erklärte damals, man habe von Middelhoffs angeblichem Mitspracherecht erst kurz vor der Ausstrahlung erfahren.

Middelhoff sagt nun in der "Zeit", dass er sich lediglich vorbehalten habe, den Film in der Schnittfassung ansehen zu dürfen. "Wohlgemerkt ohne jedes Recht zur Einflussnahme auf den Film." Er wollte damit laut eigener Aussage lediglich entscheiden, ob er seiner 93-jährigen Mutter den Film zeigt oder nicht. "Dieser Vertrag hatte aber nicht ansatzweise den Umfang, der normalerweise bei solchen Projekten vereinbart wird", sagt Middelhoff. "Mein Teil der Abmachung sah vor, Kontakte zu Dritten zu vermitteln, zu denen die Produktion andernfalls keinen Zugang gehabt hätte. Das betraf beispielsweise meine 93-jährige Mutter, die das auch tapfer getan hat." Neben Middelhoffs Mutter sprachen die Macher auch mit seiner ehemaligen Sekretärin, seiner neuen Lebensgefährtin und alten Weggefährten.

Update (30. November, 13:20 Uhr): Der WDR hat auf das Interview von Thomas Middelhoff in der "Zeit" reagiert und bleibt bei seiner Version. "Es gibt eine vertragliche Vereinbarung zwischen dem Produzenten und Herrn Middelhoff, die uns vorliegt, und von der die Redaktion erst kurz vor der geplanten Ausstrahlung des Films erfahren hat. Diese räumt Herrn Middelhoff eine Mitsprache bei dem Film ein." Vereinbarungen wie diese würden den journalistischen Grundregeln des öffentlich-rechtlichen Rundfunks widersprechen und seien für den WDR nicht akzeptabel.