Mitte kommenden Jahres werden die sogenannten Drittsendezeiten im Programm von RTL neu vergeben. Insgesamt 42 Bewerbungen zählte die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) für die insgesamt vier Sendezeitschienen mit insgesamt 180 Minuten pro Woche, die sich im Vergleich zu der jetzigen Regelung deutlich verändern werden. Die Jugendprogramm-Schiene am Sonntagmorgen wurde nämlich ebenso wenig neu ausgeschrieben wie die Sendeplätze am späten Mittwoch- und Sonntagabend, wo bislang "Stern TV" und "Spiegel TV" beheimatet waren.
Und während RTL bereits im Sommer ankündigte, "Stern TV" künftig als normale Auftragsproduktion fortsetzen zu wollen (DWDL.de berichtete), stand der Fortbestand von "Spiegel TV" bis zuletzt auf der Kippe. Nun steht mit ziemlicher Sicherheit fest: Die Zukunft des Magazins, das seit fast 30 Jahren Teil des Programms ist, ist gesichert. dctp hat sich gegen acht Mitbewerber, darunter Joker Productions, M.E. Works und Kobalt Konzept, durchgesetzt und kann das Format auch weiterhin produzieren - wenn auch auf anderem Sendeplatz.
Ab Juli 2018 wechselt "Spiegel TV" auf den Sendeplatz am Montag um 23:25 Uhr, wo es im Anschluss an "Extra" zu sehen sein wird. Dadurch verkürzt sich gleichzeitig die Länge der Sendung auf 35 Minuten. Der Wegfall des Sendeplatzes am späten Sonntagabend war ein Wunsch, den RTL an die NLM herangetragen hatte. Ziel war es, mehr Flexibilität bei der Programmierung zu bekommen. "Die Zuschauer sind hier bislang Spielfilme gewohnt, die einen Audience Flow zu einem nachfolgenden Politik-Magazin schwierig machen. Dieser Argumentation ist die NLM bei ihrem Beschluss gefolgt", erklärte Claus Grewenig, Bereichsleiter Medienpolitik bei der Mediengruppe RTL Deutschland, bereits vor einigen Monaten.
RTL dürfte bei der nun möglichen Doppelprogrammierung von Spielfilmen auf deutlich bessere Quoten hoffen als es mit dem häufig quotenschwachen "Spiegel TV" möglich war. Zudem ist RTL am Sonntagabend angesichts der rückläufigen Spielfilm-Quoten seit einiger Zeit experimentierfreudiger - und wenn man künftig Shows zeigt, muss man sich wegen Überlänge ab Mitte kommenden Jahres immerhin keine Gedanken mehr machen. "Spiegel TV" löst auf seinem neuen Sendeplatz derweil das von AZ Media gelieferte "30 Minuten Deutschland" ab. AZ Media ging dagegen beim neuen Vergabeverfahren leer aus.
Stattdessen wird fortan solis TV die 45-minütige Nacht-Schiene am Dienstag ab 0:30 Uhr bespielen, danach zeichnet das ebenfalls in Berlin ansässige Unternehmen Arriba Media TV für eine halbstündige Sendung verantwortlich. Ungleich spannender ist indes der Blick auf den deutlich prominenteren Sendeplatz am Samstag um 19:05 Uhr, der ab Juli 2018 neu hinzukommen wird. Hierfür erhielt sagamedia den Zuschlag. Damit kommt es übrigens bald zu einem interessanten Duell, denn zur gleichen Zeit zeigt auch Sat.1 das als Drittsendelizenz laufende Magazin "Grenzenlos - Die Welt entdecken".
"Explosiv Weekend" bekommt neuen Sendeplatz
RTL hatte bereits im Sommer angekündigt, das seit vielen Jahren am Samstag nach "RTL aktuell" beheimatete Magazin "Explosiv - Weekend" ab Juli 2018 auf den Sonntagnachmittag schieben zu wollen. Dort soll es ab 16:45 Uhr laufen und zusammen mit "Exclusiv Weekend" eine Magazinstrecke bilden. Dass RTL überhaupt Drittsendezeiten freiräumen muss, hängt damit zusammen, dass die Mediengruppe RTL Deutschland mit ihren Sendern zusammen im Schnitt mehr als 20 Prozent Marktanteil erreicht. Daher ist der größte Sender der Gruppe nach den Vorgaben des Rundfunkstaatsvertrags dazu verdonnert, "unabhängigen Dritten" wöchentlich 180 Minuten zur Verfügung zu stellen.
Aktuell handelt es sich bei den genannten Unternehmen um eine Empfehlung, die der Programmausschuss der NLM in Aussicht stellt. Die genannten Bewerber sollen nun im Einvernehmen mit RTL ausgewählt werden. Sollte alles durchgehen, dann haben die im Bewerbungsverfahren erfolgreichen Unternehmen viel Planungssicherheit, schließlich hat die Periode eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2023. Ortrud Wendt, die Vorsitzende des Programmausschusses, zeigte sich schon mal zufrieden mit der Auswahl. "Aus meiner Sicht ist die nun in Aussicht genommene Auswahlempfehlung ein fairer Kompromiss zwischen den legitimen Interessen des Hauptprogrammveranstalters und der gesetzlichen Aufgabe der NLM, einen zusätzlichen Vielfaltsbeitrag durchzusetzen", erklärte sie. "Mit gleich drei neuen Lizenznehmern möchten wir ein klares Zeichen für Erneuerung bei den Fensterprogrammen setzen."
Bei RTL hält man die Regelung aber auch weiterhin für diskussionswürdig. "Bestehende Verpflichtungen nehmen wir an. In einer konvergenten Medienwelt und angesichts des Wettbewerbs mit internationalen Big Playern halten wir es aber für dringend angebracht zu hinterfragen, wie sinnhaft und zeitgemäß solche Auflagen noch sind", sagte Claus Grewenig kürzlich.