Zum 31. Dezember 2017 endet der seit 2013 laufende Output-Deal zwischen Sony Pictures Television und der Mediengruppe RTL Deutschland (MG RTL) - und nach Informationen des Medienmagazins DWDL.de haben die Kölner den Vertrag mit Sony nicht verlängert. Damit verlieren RTL, Vox und Co. den automatischen Erstzugriff auf alle neuen Kinofilme des Hollywoodstudios sowie die neuen Sony-Serien ab der kommenden Pilot-Season.
Bemerkenswert wird diese Nachricht durch die Tatsache, dass auch Konkurrent ProSiebenSat.1 nach DWDL.de-Informationen kein Interesse an einem Output- oder Volumendeal mit Sony Pictures Television hat. Es ist ein unmissverständliches Signal: Hollywood zieht nicht mehr so wie früher; zumindest bei den großen werbefinanzierten Fernsehsendern. Mehrere Serien-Hoffnungen der vergangenen Jahre haben die Quoten-Erwartungen nicht erfüllt.
So kommt es jetzt zum Ende eines sehr lange währenden Duells zwischen Köln und Unterföhring. Für mehr als 20 Jahre haben sogenannte Output- oder Volumen-Deals das Geschäft der großen Hollywoodstudios im deutschen TV-Markt dominiert. Sie sicherten den Sendergruppen entweder Zugriff auf neue Serien und Filme (Output-Deal) oder eine gewisse Anzahl neuer Produktionen (Volumen-Deal).
Im Wettstreit um den Zugang zu den neuesten Serienproduktionen und Kinofilmen der amerikanischen Traumfabrik haben sich die beiden großen privaten Sendergruppen in Deutschland, die Mediengruppe RTL Deutschland und ProSiebenSat.1 TV Deutschland, stets gegenseitig die Deals mit den Studios abgejagt. Bis jetzt.
Der Programmeinkauf der Mediengruppe RTL Deutschland liegt in den Händen von Jörg Graf, Chief Operating Officer Program Affairs. Seine Entscheidung, den Deal mit Sony nicht zu verlängern, passt zur Strategie, die zuletzt aus allen öffentlichen Aussagen von Verantwortlichen der Kölner Sendergruppe herauszuhören waren: Man wolle weniger auf Hollywood und dafür mehr auf deutsche Eigenproduktionen setzen.
Für den bisherigen Partner Sony Pictures Television kann die Beendigung der Zusammenarbeit deshalb kaum eine Überraschung sein. Offiziell will man sich bei Sony nicht äußern, aber niemand lässt dort den Kopf hängen. Dank neuer Plattformen, immer vielfältigeren Verwertungsfenstern und immer spezielleren Serienprojekten (die zuletzt selten Mainstream genug für die großen werbefinanzierten Fernsehsendern waren), macht man sich Hoffnung, im Einzelverkauf Serien passgenauer im deutschen Markt platzieren zu können.
Schließlich kam es in der Vergangenheit auch nicht selten vor, dass an RTL aber auch ProSiebenSat.1 im Paket verkaufte Serien lange liegen blieben, weil sie automatisch mitgekauft aber nicht unbedingt gewollt wurden. Der gezielte Einzelverkauf von TV-Serien auf dem Weltmarkt ist übrigens nicht ungewöhnlich. Es ist eher so, dass der deutsche Weg der Output-Deals all die Jahre die besondere Ausnahme war.
Dass die Mediengruppe RTL Deutschland ihren Sony-Deal nicht fortführt und damit in Hollywood einzig noch mit NBC Universal einen laufenden Deal hat, ist die eine Seite der Medaille. Dass aber auch bei ProSiebenSat.1 der Appetit auf mehr US-Ware vergangen ist, die zweite Seite. Berücksichtigt man den erbitterten Wettbewerb um Hollywood der vergangenen 20 Jahre, ist dies zweifelsohne ein Vorbote einer Zeitenwende im Programmeinkauf US-amerikanischer Lizenzware.