"Tagesschau"-Chefredakteur Kai Gniffke hat in einem Blogeintrag auf die Forderung des CDU-Politikers Rainer Robra nach einem Umbau der ARD in ein "Schaufenster der Regionen" reagiert. Robra - neben seiner Funktion als Staatskanzlei-Chef in Sachsen-Anhalt auch Mitglied im ZDF-Fernsehrat - hatte gefordert, das ZDF als nationalen Player zu betrachten, während sich die Landesrundfunkanstalten der ARD "stärker regional präsentieren" sollten. Im Zuge dessen wäre auch die Tagesschau "in dieser Form überflüssig", sagte er (DWDL.de berichtete).
Gniffke reagiert besorgt. "Klar, als Chefredakteur der 'Tagesschau' muss mich das angehen. Noch mehr sorge ich mich aber als Staatsbürger um den Fortbestand dieser Marke", schrieb er am Dienstag und verwies auf mehr als zehn Millionen Zuschauer, die jeden Abend die Sendung sehen. "Dass sich in diesem Jahr so viele Zuschauer wie noch nie in der 'Tagesschau' um 20 Uhr informieren, könnte ein Hinweis sein, dass gerade in bewegten Zeiten starke Marken gefragt sind, die für nüchterne und unabhängige Nachrichten stehen", so der Chefredakteur von ARD aktuell.
Die "Tagesschau" fördere den Diskurs über sämtliche Parteigrenzen hinweg und trage zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei. "Diese Lagerfeuer-Funktion ist sehr, sehr selten geworden. Wenn man die 'Tagesschau' für überflüssig erklärt und zur Disposition stellt – sei es im Internet oder im Fernsehen – dann wird dieses Lagerfeuer erloschen sein und es wird sich nicht wieder entzünden lassen", mahnt Kai Gniffke in seinem Blogeintrag und bekam Unterstützung von ARD-Programmdirektor Volker Herres, der Robras Vorstoß gegenüber der Nachrichtenagentur dpa als "abstrus" bezeichnete.
Herres: "Wenn er die ZDF-Brille abnehmen würde, müsste er leicht erkennen, dass es wenig Sinn hat, dem Fernsehpublikum die beliebteste Nachrichtensendung zu nehmen und das vertrauenswürdigste Programm vorzuenthalten." Unterstützung bekam die ARD unter anderem vom Land Berlin. Durch eine Abschaffung der "Tagesschau" würde der Informationsauftrag der öffentlich-rechtlichen Medien "extrem geschwächt", sagte Senatskanzleichef Björn Böhning.