Weil "Deutschland 83" bei RTL zu wenige Zuschauer fand, hat sich UFA Fiction vor einem Jahr mit Amazon auf eine Fortsetzung geeinigt. Der Streamingdienst wird "Deutschland 86" - so der Name der zweiten Staffel - im kommenden Jahr ausstrahlen. Doch auch im Free-TV soll die Serie zu sehen sein. RTL hielt bislang eine First-Look-Option für die lineare Ausstrahlung, hat sich aber offenbar schon jetzt dafür entschieden, "Deutschland 86" ins Programm zu nehmen.
"Die Serie ist bei Amazon gut aufgehoben und feiert ihre Free-TV-Premiere dann bei RTL", sagte RTL-Programmgeschäftsführer im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstagsausgabe). Mit dem Deal ist er ganz offensichtlich zufrieden: "Auf dieser Serie lag eine unfassbare Aufmerksamkeit und damit Erwartungshaltung. Die haben wir im Hinblick auf die Quoten nicht erfüllt und das hat viele enttäuscht. Aber wir haben unseren Frieden geschlossen mit dem Programm und freuen uns, dass es weitergeht."
Mit Blick auf die eigene Serien-Produktion habe RTL letztlich jedoch weniger durch "Deutschland 83" als vielmehr durch "Der Lehrer" zu seiner Ideallinie gefunden. Es gehe um eine Kombination aus Relevanz und Unterhaltung. "Das hat allerdings einige Jahre gedauert. Es werden ernste Themen wie Mobbing und Magersucht behandelt, und der Unterhaltungswert kommt nicht zu kurz." Der historische Rahmen und Themen wie der Nato-Doppelbeschluss seien "für viele Zuschauer schon zu weit weg", sagte Hoffmann im "SZ"-Interview hinsichtlich der ernüchternden Quoten von "Deutschland 83".
Zugleich sprach der RTL-Programmgeschäftsführer über die Ausgaben fürs Programm. So habe man "einen beachtlichen zweistelligen Millionenbetrag" alleine in fünf neue Dramaserien" investiert. "Wir haben ein sehr gesundes Programm-Budget. Da wir es nicht veröffentlichen, ahnen die meisten nicht, wie viel Geld wir tatsächlich ins Programm stecken - nicht nur in die kostenintensiveren Genres wie Fiction oder Sport", so Hoffmann, der in diesem Zusammenhang etwa auf rund 700 Journalisten verweist, die für die Mediengruppe arbeiten.
Dass RTL trotzdem ein negatives Image anhaftet, stellt für ihn kein Problem dar: "Wer ein Nacktdating-Format macht wie 'Adam sucht Eva', darf sich nicht wundern, wenn er kritisch hinterfragt wird", räumt Frank Hoffmann in der "Süddeutschen Zeitung" ein. Sein Eindruck sei aber, dass manche Zuschreibungen veraltet sind. "Man darf nicht vergessen: RTL hat mal 'Tutti Frutti' gesendet, macht heute aber in erster Linie Programm für Frauen. Doch wir haben lieber ein Image, das provokant ist, als gar keins."
Im Unterhaltungsbereich will sich der Kölner Sender nun nicht zuletzt um seine schwächelnden Klassiker kümmern. So habe man im letzten Jahr mit den Veränderungen bei "Deutschland sucht den Superstar" nicht richtig gelegen, sagte Hoffmann, der zugleich hofft, den Abwärtstrend von "Wer wird Millionär?" stoppen zu können. "Nun sind Redaktion und Produktionsfirma gefordert, dieses wunderbare Format wieder neu aufzuladen, wie es in der Vergangenheit auch immer wieder gelungen ist." Aktuell vertraue er darauf, dass die Sendung auch nach dem Auslaufen des Handschlag-Vertrags mit Günther Jauch im kommenden Jahr weitergeht.
Daneben plant RTL bei seiner Action-Spielshow "Ninja Warrior Germany" ein Team-Spin-Off, wie es auch schon in den USA existiert. Weiter geht außerdem die Spielshow "The Wall", deren Spielregeln für die zweite Staffel jedoch vereinfacht werden sollen.