„Es ist ein Geschichtsbuch der besonderen Art“, hieß es in einer Pressemitteilung von Axel Springer zur Veröffentlichung der Neuauflage des „Bild“-Buches, das schon bei seiner ersten Veröffentlichung zum 60. Geburtstag der Boulevard-Zeitung im Jahr 2012 allein durch Größe und Gewicht für Aufsehen sorgte. Die Neuauflage des Titels aus dem Kölner Taschen Verlag kommt zwar in kleinerem Format daher, aber bleibt mit 812 Seiten weiter ein ganz schön dickes Ding.



Die Neuauflage zum 65. Geburtstag von „Bild“ taugt auch für eine Schlagzeile - allerdings anders als gedacht. Zum Rückblick auf die 65-jährige Geschichte der Boulevardzeitung gehört auch eine Übersicht über die Chefredakteure von „Bild“ - von 1952 bis heute. Doch ein Name taucht in der chronologischen Übersicht nicht auf: Tanit Koch. Die erste und bislang einzige Frau an der Spitze Deutschlands größter Boulevardzeitung - vergessen im Buch über Deutschland größte Boulevardzeitung?

Das neue „Bild“-Buch gibt an, Kai Diekmann sei vom 1. Januar 2001 bis 5. Februar 2017 Chefredakteur von „Bild“ gewesen und zum 6. Februar diesen Jahres habe dann Julian Reichelt übernommen. Dabei hat Kai Diekmann bekanntlich (wie auch von Axel Springer selbst vermeldet) zum 1. Januar 2016 die Chefredaktion von „Bild“ an Tanit Koch abgegeben und sich auf die Rolle des Herausgebers beschränkt. Die erste Chefredakteurin in der Geschichte von "Bild". Das hat damals auch der Verlag selbst stolz herausgestellt.

Verantwortlich für die gedruckte „Bild“ ist Koch übrigens auch heute noch. Ihr und allen anderen „Bild“-Chefredakteurinnen und -Chefredakteuren ist allerdings seit 6. Februar diesen Jahres Julian Reichelt als Vorsitzender der Chefredaktionen vorgesetzt. Warum ignoriert das Buch zur Geschichte der Bouevardzeitung aber ihre gut 13 Monate an der Spitze von „Bild“ von Anfang 2016 bis Februar 2017? DWDL.de hat nachgefragt beim Verlag.

Bild Buch© Taschen

Ein Sprecher des Verlages legt im Gespräch mit DWDL.de am Mittwoch großen Wert darauf, dass Tanit Koch nicht übergangen worden sei. Viel mehr führe das Buch die jeweiligen Verantwortlichen für die Marke "Bild" auf - und diese Aufgabe hätte Kai Diekmann auch als Herausgeber inne gehabt bis dann im Februar diesen Jahres Julian Reichelt übernahm. Die Marke "Bild" sei schließlich längst mehr als eine Zeitung, so die Erklärung dieser Auslegung. Und Tanit Koch nur Chefredakteurin der gedruckten Zeitung und deshalb nicht erwähnt.

Eine interessante Erklärung angesichts der Tatsache, dass es auf den mehr als 800 Seiten des "Bild"-Buches ausschließich um die gedruckte "Bild" geht - und eben nicht um die Marke "Bild" in ihrer zweifelsohne bemerkenswerten digitalen Vielfalt. Im Hause Axel Springer ist der vermeintliche kleine Patzer nach DWDL.de-Informationen regelrechter Zündstoff, weil sich die Chefredakteurin der gedruckten "Bild"-Zeitung und ihr neuer Vorgesetzter, Julian Reichelt, alles andere als grün sind.

Der entsprechende Flurfunk ist lautstark zu vernehmen. Dass Reichelt zusammen mit Kai Diekmann der Herausgeber dieser überarbeiteten Fassung des "Bild"-Buches ist, in dem Tanit Koch als erste Chefredakteurin in der Geschichte von "Bild" fehlt, gießt nur noch zusätzliches Öl ins Feuer. Ein Sprecher des Verlages weist diese Deutung der Dinge entschieden zurück.