Anke Schäferkordt hat am Mittwochvormittag in Wien die Eröffnungs-Keynote bei den Österreichischen Medientagen gehalten und darin eine weitere Fragmentierung des TV-Marktes in Aussicht gestellt. "Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht", sagte sie und verwies auf den US-Markt. Dort würden die größten fünf Sender nur noch auf rund 20 Prozent Marktanteil kommen, in den meisten europäischen Ländern seien es rund doppelt so viel. Schon heute sei die Wettbewerbsintensität enorm – und sie werde noch zunehmen. Schäferkordt verwies in diesem Zusammenhang auf die großen US-Giganten wie Apple, Netflix, Amazon und Facebook, die künftig immer stärker in Bewegtbildinhalte investieren werden.
Dennoch sieht die Geschäftsführerin der Mediengruppe RTL Deutschland ihr Unternehmen gut aufgestellt, man müsse sich nicht vor den US-Konzernen verstecken. Schäferkordt erwähnte hier noch einmal die Investitionen, die die Sendergruppe zuletzt in eigene Inhalte gesteckt hat, um unabhängiger von US-Ware zu werden. Wie groß die Unsicherheit des Marktes trotzdem ist, zeigte sich zuletzt, als ProSiebenSat.1 seine Erwartungen bei den TV-Werbeerlösen nach unten korrigierte - und damit auch die Aktie der RTL Group mit nach unten riss. "Das sind nicht immer logische wirtschaftliche Zusammenhänge", sagte Schäferkordt.
In Bezug auf Netflix, Amazon & Co. erklärte Schäferkordt, dass man sich auch künftig an ein Mainstream-Pubilkum richten müsse. Das werde durch die zunehmende Fragmentierung schwieriger, deshalb brauche man Leuchttürme im Programm. In diesem Zusammenhang verwies Schäferkordt auf die jüngste Ausschreibung der Bundesliga-Rechte, die sich bei der letzten Vergabe auf einen Schlag um 85 Prozent verteuerten. Durch die neuen Player ändere sich aber auch das Zuschauerverhalten: "Die Akzeptanz von einigen Usern zu Werbung sinkt." Damit müsse man sich auseinandersetzen und entsprechende Angebote machen.
Künftig müsse man verstärkt in den sozialen Netzwerken auftreten und sicherstellen, dass die eigenen Inhalte auch in den Suchmaschinen auffindbar bleiben. Um das zu schaffen, brauche man aber gleiche Bedingungen für alle Marktteilnehmer: "Davon sind wir derzeit sehr weit entfernt." Das klassische TV sei sehr klar reguliert, nonlineare Angebote dagegen kaum. "Die Politik schafft es nicht Schritt zu halten mit dem veränderten Nutzerverhalten." Die Politik könne und müsse mehr dazu beitragen, um europäische Medien wettbewerbsfähiger zu machen. Schäferkordt spielte damit vor allem auf die Regulierungen in der Werbung und die Auffindbarkeit auf den verschiedenen Plattformen an. "Ich bin kein Freund von zu viel Regulierung, aber ein paar klare Regeln für die großen Plattformen muss es geben", sagte die Chefin der Mediengruppe RTL.
Und natürlich kam Schäferkordt in ihrer Rede auch noch einmal kurz auf die Öffentlich-Rechtlichen zu sprechen. Sie sei ein Freund des dualen Rundfunksystems, allerdings müsse mit jeder Erweiterung der Gebühren oder von Möglichkeiten, sich weiter auszudehnen, auch eine Klärung des Auftrags einhergehen. "Das kann kein Freifahrtschein sein." ARD und ZDF würden auch aus Eigeninteresse gut daran tun, die Quote nicht zur Legitimation heranzuziehen, so Schäferkordt. "Das führt dazu, dass die Grenze zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten verwässert wird."