Statt von der "Schlussrunde der Spitzenkandidaten" spricht man bei ARD und ZDF inzwischen nur noch von der Sendung "Wahl 2017: Die Schlussrunde" - und das hat auch seinen Grund: Die Spitzenkandidaten der beiden größten Parteien werden der Sendung nämlich fernbleiben. Dass Merkel ein zweites direktes Aufeinandertreffen mit ihrem SPD-Herausforderer Martin Schulz scheut, machte sie bereits deutlich, als Sie ein zweites "TV-Duell" ablehnte, doch auch Martin Schulz meint offenbar, den erneuten Auftritt in der gemeinsamen Live-Sendung von ARD und ZDF kurz vor der Wahl (Donnerstag, 22 Uhr) nicht mehr nötig zu haben.
Ähnlich wie beim "TV-Duell", bei dem ARD und ZDF sich die geplante Konzeptänderung durch Merkel verbieten ließen, akzeptieren die Sender auch diesmal die Bedingungen der beiden großen Parteien und lassen entgegen des eigentlichen Konzepts andere Parteivertreter zu. Für die CDU wird - wie auch schon vor vier Jahren - Ursula von der Leyen an der Sendung teilnehmen, für die SPD Manuela Schwesig. Beide sind jeweils stellvertretende Vorsitzende ihrer Partei.
Die SPD schickt damit allerdings kurioserweise eine Politikerin, die als neue Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern zwar zu den bekannteren Köpfen der Partei zählt, als frisch gebackene Landespolitikerin zur Bundestagswahl aber gar nicht antritt. Als Theresa May in Großbritannien die Debatte der BBC schwänzte, nutzte der Herausforderer Jeremy Corbyn die Möglichkeit übrigens wie auch andere, um immer wieder mal süffisant zu fragen, was May denn für wichtigere Termine habe. Diese Chance nimmt sich die SPD.
Die kleineren Parteien sind wie üblich mit ihren Spitzenkandidaten vertreten. Eingeladen wurden Vertreter aller Parteien, die laut Umfragen Aussicht haben, in den kommenden Bundestag gewählt zu werden. Für die CSU kommt Joachim Herrmann, für die Grünen Katrin Göring-Eckardt, für Die Linke Sahra Wagenknecht, für die FDP Christian Lindner, für die AfD Alexander Gauland.
Nachtrag, 17:45 Uhr:
Auf Nachfrage von DWDL.de heißt es seitens des ZDF, dass man die Spitzenkandidaten eingeladen habe. Es sei die Entscheidung der Parteien, wenn sie Vertreter ihrer Spitzenkandidaten in die Sendung schicken würden. Die CDU habe dabei ohne Angabe von Gründen mitgeteilt, dass nicht Angela Merkel, sondern Ursula von der Leyen teilnehme. Die SPD hatte die Teilnahme von Martin Schulz von einer Zusage Merkels abhängig gemacht. Dass man gegenüber den großen Parteien eingeknickt sei, weisen die Sender zurück. Wörtlich heißt es in einem Statement beider Sender: "Selbstverständlich hätten wir uns gefreut, wenn alle Parteien ihre Spitzenkandidaten geschickt hätten. Ähnlich wie beim TV-Duell gilt aber auch hier: Wir würden den Wählern keinen Gefallen tun, wenn wir dieses Aufeinandertreffen von Spitzenvertretern der verschiedenen Parteien nicht zeigen würden."