"Wir sind in der Elbphilharmonie. Wir rollen Euch den größtmöglichen Teppich aus und über 60 Sender übertragen live. Wir sind quasi alternativlos." So begrüßte die bei Preisverleihungen inzwischen bekanntlich kaum noch zu umgehende, aber dafür erneut gut aufgelegte Barbara Schöneberger die nominierten Radiomacher - und zwar in der prächtigen Kulisse des Großen Saals der Elbphilharmonie. Darüber darf die Fernsehbranche in Ruhe nochmal nachdenken, hält sie ihren eigenen Fernsehpreis doch offenbar für so unguckbar, dass es zuletzt nicht mal mehr für eine nächtliche Wiederholung auf einem Kleinstsender reichte (anders als beim Radiopreis übrigens, der in allen Dritten Programmen auch im Fernsehen gezeigt wird).
Dabei hatte natürlich auch der typisch für Preisverleihungen seine Längen, überzeugte aber auch durch schöne Einfälle, wie die Tatsache, dass jeder Nominierte seinen Einspieler selber drehte. Das sorgte für Abwechslung, weil so kein Film dem anderen glich. Für Auflockerung sorgten auch die zahlreichen Musik-Acts, auch wenn man sich künftig Künstler, die nur Playback singen wie Anne-Marie, eher sparen kann. Die Laudatoren waren in der Regel zu bloßen Preisübergebern degradiert, was der Länge der Gala gut tat, und was diese auch fast alle fehlerfrei über die Bühne brachten - wenn man mal von Günther Jauch absieht, der alles besser machen wollte als vorgesehen. Weil vorgesehen war, die Jury-Begründung vor Nennung des Preisträgers zu verlesen, diese Begründungen aber allzu oft schon in den ersten Worten den Preisträger verrieten, kündigte er an, die Reihenfolge umzudrehen - vergaß darüber aber komplett das Zeigen der Nominiertenvideos, die dann noch nachgereicht werden mussten, als die Siegerin schon auf der Bühne stand.
Obwohl Jauch den Preis für die beste Reportage an Susann Krieger/MDR Kultur für "Gedoptes Gold - Wie aus Heidi Andreas wurde" übergab, schrieb er den Radiomachern dann auch noch einen sehnlichen Wunsch vieler Radiohörer ins Stammbuch: Dass es aufhören möge, dass in Morningshows im Hintergrund immer noch drei Leute kichern. Kein ganz neuer, aber ein noch immer aktueller Wunsch. Aus Sicht der Jury die Besten am Morgen war unterdessen das Team von Radio Hamburgs "Mission Aufstehen" mit Birgit Hahn und John Ment.
Den größten Jubel auf der Bühne gab's von Gerlinde Jänicke von 94,3 rs2, die als Beste Moderatorin ausgezeichnet wurde - unter anderem dafür, dass sie "selten ein Blatt vor den Mund nimmt und auch mal bereit ist, jede Radioregel zu ignorieren, wenn eine Sendung so für ihre Hörer interessanter wird". Zu danken hatte sie unter anderem Radio-Urgestein Rik de Lisle, der sie bei McDonald's weggeholt habe. Als bester Moderator wurde der langjährige Antenne-Bayern-Moderator Wolfgang Leikermoser geehrt.
"Radio unplugged, ganz ohne Computer und vorproduziertes Material" - mit diesem Live-Konzept der "Radioeins Radio Show" haben Britta Steffenhagen und Alina Faltermayr die Jury überzeugt und den Preis für die Beste Sendung abgeräumt. Fürs beste Interview wurden Gabi Fischer und Manuela Brenzinger von der "Blauen Couch" von Bayern 1 geehrt. Insbesondere lobte die Jury das Gespräch mit Rudi Cerne. Es sei "Anschauungsmaterial für jeden angehenden Radiojournalisten". Apropos angehend: Als beste Newcomerin wurde Henriette Fee Grützner von Radio PSR für ihre "Unglaublichen Geschichten aus Sachsen" ausgezeichnet.
Das beste Nachrichten- und Informationsformat kommt aus dem hohen Norden: Geehrt wurde Carsten Kock für "Politik am Sonntag" beim Privatsender R.SH. Die Jury spricht von einer "fast perfekten Sendung, die von einem kompetenten, freundlich, aber zäh nachfragenden und hörernah präsentierenden Macher lebt". Als beste Programmaktion wurde die wichtige Aktion "Kopf hoch. Das Handy kann warten" von N-JOY ausgezeichnet, die beste Comedy kommt aus einem Keller - und zwar dem "Comedykeller" vom Hitradio FFH. Dirk Haberborn und Boris Meinzer sind somit also aus Sicht der Jury die lustigsten im Radio. Und last but not least: Der Preis für die Beste Innovation ging an Johannes Ott und Matthias Ulrich von Radio Gong 96,3 für ihr "S-Bahn-Casting", das eigentlich erst ein U-Bahn-Casting war, bis sie von dort verwiesen wurden, wie die beiden im Einspielfilm erklärten.
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