"Die Amerikaner machen mir gar keine Angst", das hat UFA-Chef Nico Hofmann nun in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ("FAS") gesagt. Der US-Markt brauche derzeit rund 500 aktuelle Serie pro Jahr im Programm, das könnten die Amerikaner selbst gar nicht produzieren, so Hofmann. Dazu fehle es an Personal. "Deshalb verkaufen wir Europäer unsere Programme sehr gut und vergeben auch Lizenzen an die Amerikaner. Wir müssen uns mit unseren Filmen nicht verstecken."
Im Zuge dessen kommt Hofmann auch noch einmal auf "Deutschland 83" zu sprechen, das international ein großer Erfolg war, bei RTL aber nicht die Quotenerwartungen erfüllen konnte. Hofmann sagt, die Serie sei der "internationale Durchbruch der deutschen Serie" gewesen. "Ich sehe in den nächsten Jahren mindestens ein Dutzend ähnlicher weltweiter Erfolge 'made in Germany'." Man könne derzeit wirklich vom Golden Age of Television sprechen. "Ich gehöre zu denen, die die Zukunft rosig sehen. Und ich glaube, wir stehen erst am Anfang."
Doch trotz der eigenen Stärke fordert Hofmann einen besseren Schutz von der Politik. In einem anderen Interview mit FAZ.net erklärt er: "Andere europäische Länder schützen ihren Fernsehmarkt viel stärker vor der Konkurrenz aus Amerika als wir." Er sei für eine Quote für deutsche bzw. europäische Filme bei Streaming-Diensten. "Ich bin sehr für eine Quote. Wenn wir keine europäische Medienidee entwickeln, wird es in zehn Jahren dem hiesigen Fernsehmarkt – der deutsche ist ein Milliardenmarkt – gehen wie dem Kino, das von Amerika dominiert wird. Daran bin ich dezidiert nicht interessiert, schon aus kultureller Überzeugung."
Hofmann äußert sich gegenüber der "FAS" auch noch einmal zu "Unsere Mütter, unsere Väter". Die Reihe hatte in Polen für viel Kritik gesorgt, dort ist die UFA deshalb auch noch in ein Zivilverfahren verwickelt. Er hoffe auf ein gerechtes Verfahren, sagt Hofmann. Für den Fall einer Niederlage will er aber vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen. "Ich will dann geklärt haben, ob ein solches Urteil gegen europäische, rechtsstaatliche Grundsätze verstößt. Es geht dabei um das freiheitlich-demokratische Kunstverständnis schlechthin."
Kritik kommt von Hofmann in Richtung ProSiebenSat.1. Gegenüber FAZ.net sagt er: "Dass der Pro-Sieben-Sat.1-Vorstand Conrad Albert in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Rundfunkbeitrag für seine Sendergruppe forderte, nachdem seine Mannschaft den hauseigenen Nachrichtensender verkauft hat und das Geld seit Jahren immer mehr in branchenfremde Start-ups investiert, ist schon abenteuerlich." Die Privaten müssten wieder auf mehr eigenen Content setzen, sagt Hofmann, der RTL bescheinigt, diese Herausforderung "sehr ernst" zu nehmen.