Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitaktionäre, sehr geehrter Herr Dr. Sasse,
vor etwas über einem Jahr habe ich Ihnen an dieser Stelle in großer Transparenz dargelegt, mit welchen Mitteln Bernhard Burgener die Kontrolle über die Constantin Medien erzwingen will. Damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass dies noch steigerungsfähig wäre. Da habe ich mich geirrt - und wie. Gestatten Sie mir daher, Ihnen meine Sicht der Lage unserer Gesellschaft zu schildern:
(1) Bernhard Burgener ist Präsident des Verwaltungsrates der Highlight, die ihre Dividendenausschüttungen an die Constantin gestoppt hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies allein dem Ziel dient, unsere Gesellschaft bis zu einer Kontrollübernahme durch Bernhard Burgener finanziell auszubluten.
(2) Bernhard Burgener hat mit Wissen und Wollen des Verwaltungsrates der Highlight zwei Stiftungen gegründet, um die Constantin Film und die TEAM an sie zu übertragen, sollte Bernhard Burgener die Art und Weise, wie die Constantin die Highlight kontrolliert, nicht passen. Ein beispielloser Vorgang, der sich massiv gegen die Vermögensinteressen der Constantin und ihrer Aktionäre richtet.
(3) Bernhard Burgener hat eine Kapitalerhöhung der Highlight angekündigt, die dazu führt, dass unsere Beteiligung an der Highlight von gegenwärtig mehr als 60% auf 45% sinkt. Die Constantin soll verwässert werden. Und wer soll die neuen Aktien erhalten? Die von Bernhard Burgener kontrollierte Highlight Event and Entertainment AG.
(4) Zudem verweigert die Stella Finanz AG die Rückabwicklung eines Darlehens; meiner Ansicht nach allein um die Herausgabe der als Sicherheit verpfändeten Highlight-Aktien an die Constantin zu verhindern. Man muss es sich klar vor Augen führen: Die Constantin ist bereit und in der Lage, das fällige Darlehen zurückzuführen. Sie hat bei Vertragsablauf den vollen Betrag in Höhe von €36 Mio. bei einem Treuhänder in der Schweiz hintergelegt. Trotzdem weigert Stella sich, zu versprechen, bei Rückzahlung die ihr verpfändeten Highlight-Aktien herauszugeben. So hindert die Stella die Constantin seit nunmehr über einem Jahr, genau genommen seitdem Bernhard Burgener nicht mehr Vorstandsvorsitzender der Constantin ist, daran, ihre Kontrolle über die Highlight auszuüben.
Das alles sind keine juristischen Lapalien. Es sind schwerwiegende Eingriffe in das wirtschaftliche Eigentum der Constantin.
Ich halte das Stella-Darlehen für den Schlüssel zu Vielem. Bernhard Burgener hat dieses Darlehen im Jahr 2015 als Vorstandsvorsitzender der Constantin zusammen mit seinem Freund und Co-Verwaltungsrat bei der Highlight, Martin Hellstern, geschlossen. Beide portraitieren dieses Darlehen gerne als überlebenssichernde Großzügigkeit der Stella. Tatsächlich erweist es sich bestenfalls als teures Danaergeschenk: Aufgrund einer von Bernhard Burgener vereinbarten Vertragsregelung muss die Constantin damit rechnen, dass die Stella auch bei vollständiger Darlehensrückzahlung die Freigabe der verpfändeten Highlight-Aktien mit fadenscheinigen Argumenten verweigert. Und genau dies war unserem damaligen Vorstandsvorsitzenden Bernhard Burgener bei Vertragsschluß auch bewußt, während er es Vorstand und Aufsichtsrat unserer Gesellchaft verheimlichte.
Und wer steckt hinter Stella? Im Jahr 2015 gehörte sie angeblich Martin Hellstern, der sie im Juni 2016 über einem Mittagessen an den Münchener Filmproduzenten Hans Brockmann verkauft haben will. Herr Brockmann soll auch einen Herrn Signer als neuen Verwaltungsrat der Stella eingesetzt haben. Herr Brockmann sagt, er sei nicht Eigentümer, sondern bloß Geschäftsführer einer marokkanischen Zwischengesellschaft. Er habe auch nicht Herrn Signer eingesetzt; das sei Martin Hellstern selbst gewesen. Herr Signer wiederum, beruflich als Treuhänder tätig, sagt, er allein beherrsche die Stella.
Meine Damen und Herren, machen Sie sich selbst einen Reim daraus. Ich halte dieses Verschleierungsspiel für unseriös. Es erinnert an einen Hütchenspielertrick: Wenn es weder der Eine noch der Andere ist, ist es ein Dritter: Bernhard Burgener! Davon bin ich inzwischen fest überzeugt. Wem sonst als sich selbst würde Bernhard Burgener als Präsident der Highlight ein großes Highlight-Aktienpaket verkaufen und zugleich den Kaufpreis stunden, obwohl die Highlight nach seiner Darstellung eine Kapitalerhöhung benötigt?
Meine Damen und Herren, seit Dezember 2016 kündigt Bernhard Burgener immer wieder öffentlich ein Übernahmeangebot an. Bis heute gibt es keins. Und dafür gibt es Gründe, freilich nicht die, die Bernhard Burgener Gerichten weismachen will. Dass ein Übernahmeangebot bislang unterblieben ist, hat weder mit mir noch mit der Constantin zu tun, sondern allein damit, dass Bernhard Burgener entweder nicht in der Lage ist, ein Übernahmeangebot zu unterbreiten, oder sich die Kontrolle schlicht auf andere, billigere Weise – sprich durch Blockade - sichern möchte.
Bernhard, die Mühlen des Rechtsstaats mögen langsam mahlen, aber sie mahlen. Da habe ich keinen Zweifel und das wird sich weisen. Das gilt leider auch für die Zivilgerichte. Unser Unternehmen hat nicht die Zeit, seine Positionen auf dem Rechtsweg durchzusetzen. Das ist Dir bewusst. Du hast es in Kauf genommen, ja sogar gezielt herbeigeführt. Dass Du es so darstellst, als hätte die Unternehmensführung dies zu verantworten, mag den einen oder anderen Außenstehenden überzeugen. An der rechtlichen Verantwortlichkeit ändert das nichts.
Meine Damen und Herren, unabhängig von den rechtlichen Verantwortlichkeiten und Konsequenzen ist es aber eine Tatsache, dass diese Blockade dem Unternehmen zunehmend schadet. Und im Gegensatz zu Bernhard Burgener stelle ich meine persönlichen Ziele nicht über die Interessen der Constantin. Ich bin nicht so wichtig, dass unser Unternehmen darüber ernsthaft gefährdet werden darf, und stehe daher für eine Wiederwahl in den Aufsichtsrat nicht mehr zur Verfügung. Herr Felten hat mitgeteilt, dass auch er nicht für eine Wiederwahl zur Verfügung steht. Die übrigen Aufsichtsratsmitglieder haben erklärt, ihr Amt mit Ablauf dieser Hauptversammlung niederzulegen.
Wie Sie wissen, hat Herr Burgener Kandidaten zur Aufsichtsratswahl vorgeschlagen. Ich halte diesen Vorschlag für unverantwortlich, da einige der Kandidaten tatkräftig an der Blockade unsere Gesellschaft mitwirken. Wenn sie heute in den Aufsichtsrat gewählt werden, liegt die Verantwortung für das Unternehmen nun auch qua Amt in ihren Händen. Es ist dann an ihnen, die Blockade aufzuheben, und ich denke, die Art und Weise wie dies geschieht, wird aufschlußreich sein.
Meine Damen und Herren, das soeben Gesagte wird meine letzte Äusserung zu diesem Thema sein. Ich möchte mich heute bei denjenigen bedanken, die dieses Unternehmen ausmachen, die in dieser schwierigen Situation Verantwortung für unser Unternehmen und seine Menschen tragen und getragen haben. Das war in den letzten 18 Monaten nicht leicht und konnte nur unter größtem persönlichen Einsatz gelingen, der oft über jedes vertretbare Maß hinausging. Es ist bedauerlich und lässt tief blicken, dass sich die Menschen, die tagtäglich ihr Bestes für das Unternehmen geben, ständigen persönlichen Attacken und falschen Unterstellungen ausgesetzt sehen. Auch diese Attacken gehen über jedes vertretbare Maß hinaus. Vorstand und Mitarbeiter meistern ihre Aufgaben bis heute bravourös. Jeden Tag leisten sie Großes für die Constantin. Dafür verdienen sie unseren allergrößten Respekt und Dank! Ich sage dies ausdrücklich auch im Namen des gesamten Aufsichtsrats. Unserer besonderer Dank gilt Fred Kogel und Peter Braunhofer und eurem gesamten Management Team dafür, unser Unternehmen unter diesen Umständen zu führen und stabil gehalten zu haben! Das ist Eure Leistung, auf die jeder im Haus stolz sein kann. Ihnen allen aufrichtig und von tiefem Herzen: Danke!
Lieber Fred, Du wirst in den letzten zwölf Monaten oft darüber nachgedacht haben, warum Du im September 2014 Bernhard Burgener und mir bei einem Abendessen sagtest, Du hättest noch einmal Lust, richtig in die Speichen zu greifen, um GEMEINSAM mit uns aus der Constantin etwas zu machen. Es mag Dir ein kleiner Trost sein: Für die Constantin war das auch im Rückblick ein guter Abend, denn sie bekam einen unternehmerischen Manager, einen inhaltlich starken Medien- und Content-Mann, extrem strukturiert, konsequent in Analyse und Exekution. Ich glaubte mich damals mit Bernhard Burgener einig, die ideale Ergänzung gefunden zu haben, um das große Potential dieses Unternehmens endlich zu heben, und um die Unternehmens- und Finanzierungsstrukturen durch einen Synergie- und Integrationsprozess oder alternativ durch die Fokussierung auf ein Geschäftsfeld deutlich zu verbessern. Nun ist es ganz anders gekommen, und das liegt wahrlich nicht an Dir. Auch wenn wir den Weg leider nicht so vollenden können, wie wir dies weiter für richtig halten, bin ich doch sehr dankbar für unsere Zusammenarbeit. Du bist ein eindrucksvoller Mensch und ein herausragender Unternehmenslenker: Loyal, aufrichtig, anständig, kompetent und professionell. Du arbeitest nicht mit Verschlagenheit, Täuschung, Intrige oder Lüge. Du bist genau das Gegenteil: Ehrlich, berechenbar, direkt und integer. Das bleibt.
Nicht zuletzt gilt mein großer Dank unserem Aufsichtsrat. Liebe Andrea Laub, Jean Baptiste Felten, Stefan Collorio, Jan Weidner und Arne Rees, Ihr alle solltet heute mit mir – man müsste wohl sagen: meinetwegen – abgewählt werden. Obwohl auch Ihr Euch stets für das Unternehmen einsetzt und den Vorstand kritisch und mit kompetentem Rat begleitet, sollt Ihr nicht entlastet werden. Dieses Unternehmen hat – und das war nie so deutlich wie den letzten 18 Monaten – einen herausragenden Aufsichtsrat - fachlich und menschlich, mit Expertise in Steuerfragen und Wirtschaftsprüfung (Stefan Collorio), International Corporate Finance (Jan Weidner), Sportmarketing (Jean Baptiste Felten und Arne Rees) und Medien (Andrea Laub). Er ist breit aufgestellt, offen und ehrlich in der Diskussion und immer für Constantin einsatzbereit und ansprechbar. Das ist in diesem Umfang und in dieser Qualität für ein Unternehmen unserer Größe keine Selbstverständlichkeit. Mein herzlicher Dank an Euch alle.
Meine Damen und Herren, ich wünsche uns allen eine Hauptversammlung ohne die primitiven, im Auftrag inszenierten Krawalle bekannter Berufsaktionäre des Vorjahres. Vor allem aber wünsche ich dem Unternehmen und unseren Mitarbeitern alles erdenklich Gute. Schweren Herzens trete ich den Rückzug an, um den Weg für eine Lösung der Blockade frei zu machen, und fortan die Gesellschaft als maßgeblicher Aktionär weiter zu begleiten.
Möge der Constantin eine gute Zukunft voraus liegen!
Ich danke Ihnen.