Als Viacom vor sieben Jahren ankündigte, seinen Musiksender MTV ins Pay-TV zu verlagern, war die Überraschung in der Branche groß. "Wir erreichen dadurch künftig eine besser ausbalancierte Verteilung der Erlöse", erklärte Dan Ligtvoet, damals verantwortlich für das Deutschland- und Nordeuropa-Geschäft, einst den radikalen Schritt. Der damalige Plan: Zusätzliche Einnahmen aus Abo-Gebühren sollten die stark konjunkturabhängigen Werbeerlöse ausgleichen oder im besten Fall sogar aufstocken.
Das Problem: Mit dem Verschwinden ins Pay-TV sank zugleich die öffentliche Wahrnehmung des einstigen Aushängeschilds - und dass Events wie die "Unplugged"-Konzerte etwa beim Kindersender Nick zu sehen waren, wollte nie so recht schlüssig wirken. Dan Ligtvoet hat das Unternehmen inzwischen längst verlassen, doch die damals getroffene Entscheidung wirkt bis heute nach, auch wenn MTV inzwischen nicht mehr über die Sky-Plattform verbreitet wird, sondern beispiels via Satellit über HD+.
Demnächst will Viacom jedoch eine Kehrtwende um 180 Grad vollziehen, denn wie das Unternehmen am Montag ankündigte, kehrt MTV ab Januar 2018 in Deutschland und Österreich ins unverschlüsselte Free-TV zurück. Auf DWDL.de-Nachfrage hieß es, dass eine Verbreitung via Astra bereits geregelt sei. Der Schritt hatte sich bereits angedeutet, nachdem das Programm des Senders bereits seit März als kostenloser Livestream im Netz angeboten wird. Seit Kurzem steht auch eine neue Version der "MTV Play"-App zur Verfügung, mit der Zuschauer auf mobilen Geräten kostenlosen Zugriff auf den Livestream haben.
Und bald also wieder Free-TV. "MTV steht mit seiner über 20-jährigen Geschichte im deutschsprachigen Raum für legendäre Musik-Formate und internationale Events, wie die MTV EMA, MTV VMA oder unsere erfolgreiche MTV Unplugged-Reihe", erklärt Mark Specht, General Manager Germany, Switzerland & Austria bei VIMN. "Mit Unterhaltungsshows wie 'Catfish' und 'Geordie Shore' greifen wir den Zeitgeist der jungen Zielgruppe auf und geben ihr eine Stimme. MTV erreicht seine Fans überall dort, wo sie sich aufhalten."
Weil der Livestream von den Zuschauern "hervorragend angenommen" worden ist, sei die unverschlüsselte Verbreitung von MTV ab kommendem Jahr "der nächste wichtige Schritt", so Specht weiter. Die HD-Version von MTV soll darüber hinaus weiterhin wie gehabt über diverse Anbieter empfangbar sein. Dass Musikfernsehen auch im Jahr 2017 erfolgreich sein kann, stellt derzeit Deluxe Music eindrucksvoll unter Beweis. Erst in der vorigen Woche hatte es der Kanal auf einen beachtlichen Tagesmarktanteil von 1,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen gebracht (DWDL.de berichtete). Und auch Viacom findet mit der täglichen Viva-Schiene auf der Frequenz von Comedy Central durchaus sein Publikum.