Vor knapp neun Monaten schien das letzte Wort schon gesprochen. Discovery kündigte an, die Olympischen Spiele bis 2024 nach gescheiterten Verhandlungen mit ARD und ZDF selbst übertragen zu wollen. Ein halbes Jahr später präsentierte man der versammelten Presse in München gar bereits die detaillierten Pläne, die nicht nur Eurosport, sondern auch DMAX und TLC zu Olympia-Sendern machen sollten. Doch vor einigen Wochen kam plötzlich wieder Bewegung in die Gespräche - und tatsächlich hat sich Discovery jetzt mit ARD und ZDF auf eine Sublizenzierung verständigt, wie der Konzern gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de bestätigte.
Der Deal ist weitaus umfassender, als viele Branchenbeobachter das erwartet haben, denn er beinhaltet nicht nur die anstehenden Winterspiele in PyeongChang, sondern gleich sämtliche Olympischen Spiele bis zum Jahr 2024. Im Detail sieht die Vereinbarung vor, dass ARD und ZDF wie gehabt wechselweise im Free-TV berichten und zusätzlich bis zu drei Live-Streams von den Wettbewerben anbieten. Discovery macht unterdessen Eurosport 1 zum Herzstück seiner Olympia-Berichterstattung und setzt darüber hinaus auch auf seinen Eurosport Player. Ausgewählte Sportarten wie Snowboard, Shorttrack, Eiskunstlauf und Eishockey - hier sind die Spiele der deutschen Mannschaften und das Finale ausgenommen - werden zudem exklusiv bei Eurosport zu sehen sein. DMAX und TLC sind damit raus und werden keine Wettbewerbe übertragen.
An dieser Stelle sei allerdings die Frage erlaubt, ob sich Eurosport an dieser Stelle nicht selbst ein wenig zu klein macht, schließlich hätten die Olympischen Spiele ganz sicher auch bei Eurosport ihr Publikum gefunden. Am Ende dürfte es daher letztlich vor allem ums Geld gegangen sein. Wie viel ARD und ZDF für die Olympia-Übertragungen an Discovery überweisen werden, ist jedoch nicht bekannt. "Die Einigung ist für alle Seiten zufriedenstellend, weil sie beiden Partnern ermöglicht, den Zuschauern ein ausgesprochen umfangreiches Olympia-Paket anzubieten", betont Aigner-Drews gegenüber DWDL.de. So profitiere Eurosport etwa davon, neben der Live-Übertragung der Spiele auch exklusive Höhepunkte in einer Primetime-Show zeigen zu können.
"Niemand hätte etwas davon, wenn alle die gleichen Bilder übertragen."
Eurosport-CEO Peter Hutton
Peter Hutton: "Einer der Schlüssel der Vereinbarung ist es, dass wir mit ARD und ZDF übereingekommen sind, nicht dasselbe zur selben Zeit auf demselben Weg zu zeigen. Niemand hätte etwas davon, wenn alle die gleichen Bilder übertragen." Vielmehr habe man sich auf eine komplementäre Berichterstattung verständigt. Der Aufwand wird für Eurosport dennoch nicht zwangsläufig kleiner, schließlich wolle man nach wie vor alle Veranstaltungen abbilden, betont Susanne Aigner-Drews. "Das grundlegende Sendekonzept werden wir natürlich überarbeiten, weil es selbstverständlich einen Unterschied macht, ob wir alleine übertragen oder ob zwei große Partner wie ARD und ZDF mit an Bord sind."
Im Gespräch mit DWDL.de lässt die deutsche Discovery-Chefin zudem keinen Zweifel daran, dass man "hundertprozentig" darauf vorbereitet gewesen sei, die Olympischen Spiele alleine zu übertragen. "Das war stets ein absolut ernst gemeintes Konzept. Jetzt haben sich durch den Sublizenzierungs-Deal allerdings noch einmal andere Weichenstellungen ergeben." Dass die Einigung aber gleich alle Spiele bis 2024 umfasst, überrascht doch. Das ist dennoch im Sinne aller Beteiligten, behauptet zumindest Eurosport-CEO Peter Hutton: "Um die besten Produktionsbedingungen zu gewährleisten, ist es für beide Seiten wichtig, Planungssicherheit für die nächsten Jahre zu haben. Auf diese Weise wissen alle Beteiligten, was sie erwartet - auch die Zuschauer, für die wir die Übertragungen ja letztlich machen."
Erleichterung und Zufriedenheit bei ARD und ZDF
"Wir freuen uns, mit Discovery eine partnerschaftliche Lösung bei der Übertragung der Olympischen Spiele gefunden zu haben. Gemeinsam mit Discovery werden ARD und ZDF die Olympischen Spiele auf sämtlichen Plattformen und Übertragungswegen übertragen können", sagte BR-Intendant Ulrich Wilhelm, der bei der ARD zugleich als Sportrechte-Intendant fungiert. Er sprach zugleich von einem "hohen Kostenbewusstsein von ARD und ZDF bei der gemeinsamen Produktion". ZDF-Intendant, Thomas Bellut: "Das Ringen um die Liverechte hat sich gelohnt. Unser Publikum kann sich jetzt wieder darauf verlassen, die Spiele in der gewohnten Qualität von ZDF und ARD präsentiert zu bekommen."
Auch die ARD-Vorsitzende Karola Wille zeigte sich zufrieden. "Olympische Spiele sind ein besonderes gesellschaftliches Ereignis. Angesichts der vielfältigen Sportarten, die die Menschen in aller Welt miteinander verbinden und ihrer großen Zugkraft bei den Zuschauern, freuen wir uns sehr, dass wir die Spiele im Radio, Fernsehen und Online unseren Nutzern anbieten können", sagte sie. "Der MDR als Federführer der ARD bei den Winterspielen 2018 wird gemeinsam mit dem ZDF ein mitreißendes, spannendes Programm auf die Beine stellen."