Mehmet Scholl hat in den vergangenen Tagen und Wochen nicht mit seiner Leistung als ARD-Experte für Schlagzeilen gesorgt, sondern eher für seine Weigerung, über Doping zu sprechen. Weil er die Vorberichte zu diesem Thema nicht mittragen wollte, verließ er während des Confed Cups das Studio frühzeitig und war dann auch nicht mehr im Einsatz. Thomas Hitzlsperger sprang für ihn ein. ARD-Sportchef Axel Balkausky räumte Unstimmigkeiten ein, versuchte aber zunächst die Situation zu entschärfen.
Nun ist es doch zum endgültigen Bruch gekommen: Scholl hat sich mit der ARD auf eine Vertragsauflösung geeinigt. Das hat die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt nun bekanntgegeben. Die Zusammenarbeit wird sofort beendet, Scholl wird also nicht mehr an der Seite von Matthias Opdenhövel im Einsatz sein. Damit endet die neunjährige Kooperation zwischen Experte und Sender. Ursprünglich sollte Scholl am Montag neben Opdenhövel im Studio stehen und das DFB-Pokalspiel zwischen Hansa Rostock und Hertha BSC Berlin analysieren.
Zuletzt hatte es eigentlich wieder nach einer Entspannung des Verhältnisses ausgesehen. Mitte Juli berichtete die "Sport Bild" noch, Scholl bleibe an Bord und werde seinen Vertrag bis zum kommenden Jahr erfüllen. In dieser Woche äußerte sich Scholl erstmals öffentlich zu seinem Verhalten. In seiner BR-Radioshow "Mehmets Schollplatten" räumte er ein, der Sendung wegen unterschiedlicher Ansichten über die Vorberichterstattung ferngeblieben zu sein. Das für diesen Tag geplante Doping-Thema habe "nichts in der Sendung verloren" gehabt, betonte Scholl. "Es hatte in dem Moment überhaupt keine Relevanz." Als ihm dann gesagt wurde, dass er sich nicht einmischen solle, habe er das Studio verlassen.
Fast zeitgleich meldete sich in dieser Woche dann auch Axel Balkausky noch einmal zu Wort - und rüffelte Scholl öffentlich. "Wir hatten eine Reihe von Gesprächen. Wir haben ganz klar abgesprochen, wie die Regularien sind", so der ARD-Sportchef gegenüber der "Bild". "Die Redaktionen sind für den Inhalt zuständig, die Experten für die Meinung. Er muss den Inhalt und die redaktionelle Hoheit akzeptieren." Scholl habe auch versprochen, "dass das nicht wieder passieren wird", so Balkausky weiter.
Über die genauen Gründe der Vertragsauflösung macht die ARD in ihrer Stellungnahme keine Angaben. Gut möglich aber, dass Scholl die jüngsten Aussagen von Balkausky und der damit verbundene, öffentliche Rüffel, gestört haben. Offiziell gibt es versöhnliche Worte von beiden Seiten: Scholl sagt: "Ich bedanke mich für tolle und ereignisreiche Jahre als Experte bei der ARD, es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht."
ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky ergänzt: "Wir bedanken uns bei Mehmet Scholl für die großartige Zeit mit einem meinungsstarken, streitbaren und originellen Experten, der unsere Sendungen extrem bereichert hat. Er hat den Zuschauern einen tiefen Einblick in den Fußball ermöglicht und sie bestens unterhalten." Wer Scholl nun dauerhaft ersetzen wird, ist noch nicht bekannt.