Vergangene Woche war es noch ein Bieter-Wettstreit zwischen Viacom und Discovery Communications. Dass Viacom aus dem Rennen war, wurde schon vor dem Wochenende bekannt. Jetzt ist auch offiziell klar: Discovery hat den Zuschlag bekommen und kann im dritten Anlauf endlich die lange gewünschte Übernahme von Scripps Networks Interactive umsetzen. Natürlich ist die Übernahme noch unter Vorbehalt der Zustimmung der Aktionäre von Discovery und Scripps sowie möglicher regulatorischer Auflagen. Doch das dürfte Formsache sein. Discovery (6,4 Mrd. Dollar Umsatz in 2015) und Scripps (2,5 Mrd. Dollar Umsatz) formen einen neuen Factual-Riesen, der nach jetzigem Stand unter der Flagge von Discovery Communications segeln wird.

Das Sender-Portfolio von Discovery Communications umfasst in den USA u.a. die Marken Discovery Channel, TLC, Investigation Discovery, Animal Planet, Science and Turbo/Velocity sowie OWN (Oprah Winfrey Network). Mit der Übernahme von Scripps kommen weitere Sender mit Schwerpunkt Factual Entertainment hinzu, die sich jedoch vorwiegend an weibliche Zielgruppen richten. Dazu gehört u.a. HGTV (Home & Garden TV), Food Network, Travel Channel, DIY Network, Cooking Channel und Great American Country. Auch international ist Scripps bereits aktiv. Zusammen mit BBC Worldwide betreibt man in Großbritannien die Sendergruppe UKTV. In Polen hält man die Mehrheit an der Sendergruppe TVN, in Deutschland hat man erst Anfang des Jahres einen großen Programm-Deal mit ProSiebenSat.1 geschlossen und auch in Asien ist man bereits aktiv.


Die neugewonnene Größe lässt US-Branchenbeobachter bereits darüber spekulieren, ob Discovery künftig eigene Pay-TV- oder SVoD-Pakete schnüren könnte, um den Weg über Kabelnetzbetreiber zu vermeiden und ins direkte Geschäft mit den Zuschauer einzusteigen. In Europa sammelt man z.B. mit dem kostenpflichtigen Eurosport-Player aktuell Erfahrungen in diesem Segment. Für den weitgehend im Pay-TV agierenden Medienkonzern Discovery Communications geht es darum, eine Antwort auf den fortlaufenden Trend des Cord Cuttings zu finden - also der Abwendung von klassischen TV-Anschlüssen, die Discovery und Co. in den vergangenen 30 Jahren das Geschäft abgesichert haben.
Nach der Übernahme produziert das Medienhaus nach aktuellem Stand 8.000 Programmstunden Factual Entertainment im Jahr und verfügt über ein Programmarchiv von 300.000 Stunden. Das erhoffte Einsparpotential durch Synergien im Zuge der Übernahme liegt bei rund 350 Millionen Dollar.