Seit mehr als 25 Jahren ist die Formel 1 in Deutschland nun schon bei RTL und damit auch im Free-TV zu sehen. Damit gräbt man etwa Sky viele Zuschauer ab. Ob das allerdings auch noch in der Zukunft so sein wird, erscheint derzeit unklarer als jemals zuvor. Die aktuelle Rechteperiode geht nur noch bis zum Ende der Saison, bis dahin werden die Übertragungsrechte neu ausgeschrieben. Und weil Bernie Ecclestone die Formel 1 inzwischen bekanntlich an Liberty Media und John Malone verkauft hat, haben sich auch die Prioritäten inzwischen etwas geändert.


So will die Formel 1 den Pay-TV-Sendern künftig weltweit mehr Exklusivität geben. Chef Chase Carey sprach sich zuletzt für ein 30:70-Modell aus. Das heißt: Highlight-Rennen wie etwa das Finale oder das Stadtrennen aus Monaco sowie der Heim-GP des jeweiligen Landes könnten künftig im Free-TV laufen, alle anderen Rennen dagegen nur noch im Pay.TV. "Wir möchten so viele Zuschauer wie möglich und Fans auf allen Plattformen erreichen. Ob Free-TV, Pay-TV, digitale oder soziale Medien – all das gehört zum Mix dazu", sagte der Formel-1-Chef Carey zuletzt gegenüber Servus TV. Der Fokus liege darauf, aus den Rennen alles herauszuholen und den Fans das "bestmögliche" Paket zu bieten, so Carey weiter.

Und auch wenn die aktuelle Situation für Formel-1-Fans sehr angenehm ist, die Betreiber der Rennserie könnten wohl deutlich mehr Geld verdienen, würden sie dem Bezahlfernsehen mehr Exklusiv-Rennen geben. Bei RTL würde man aber nur ungern auf die Formel 1 verzichten. "Wir leben und lieben die Formel 1! Das wollen wir auch in den nächsten Jahren mit vielen Millionen Fans teilen", sagt Sportchef Manfred Loppe gegenüber der dpa. Das ist verständlich: Zogen die Reichweiten nach einem jahrelangen Abwärtstrend zuletzt doch wieder spürbar an.

Im Ausland gibt es bereits erste Beispiele dafür, wie sich die Strategie der Formel 1 geändert hat. In Großbritannien sind die Rennen ab 2019 ausschließlich via Sky zu sehen, nur noch ein Rennen pro Saison (das aus Großbritannien) wird auch im Free-TV laufen. Der Deal hat eine Laufzeit von sechs Jahren und stammt noch aus der Ära Ecclestone. Der neue Formel-1-Eigentümer ist damit zwar nicht ganz glücklich, eine Tendenz in Richtung Pay-TV zeichnet sich aber dennoch ab.

An diesem Freitag endet laut den Informationen der dpa die Ausschreibung für die neue Rechteperiode. Dabei habe Liberty Media den deutschen Medien mehrere Modelle angeboten - eins davon sieht auch eine reine Auswertung im Bezahlfernsehen vor. Ob es soweit kommen wird, steht derzeit freilich noch auf einem anderem Blatt. Aber die Zukunft der Formel 1 im Free-TV ist ungewisser als jemals zuvor. Konkurrenz muss RTL inzwischen nicht mehr nur durch Sky fürchten. Auch DAZN kündigte zuletzt Interesse an der Formel 1 an. Und dann wäre da ja noch Eurosport, das über Discovery zum Firmen-Imperium von John Malone gehört.