2013 hat Friedrich Küppersbusch im Vorfeld der Bundestagswahl in dem Format "Tagesschaum" das politische Geschehen kommentiert - und wurde dafür von Kritikern ebenso gelobt wie der Sender. In diesem Jahr wird es allerdings keine Neuauflage geben, das hat der WDR bereits vor wenigen Wochen bestätigt. Das Format passe nicht mehr zum Sender, hieß es damals vom WDR (DWDL.de berichtete). Nun hat sich Küppersbusch in einem Interview mit dem "journalist" zu Wort gemeldet und gesagt, dass man 2013 mit dem Projekt vielleicht ein bisschen zu früh dran gewesen sei.
Dennoch nimmt er das Aus der Sendung sportlich. "Beim WDR haben sie im Moment genug Schwierigkeiten und brauchen keine Bonus-Schwierigkeiten. Etliche Programme laufen dort nach der Programmreform unter dem Niveau, das sie vorher hatten. Es ist ja nicht nur so, dass neue Programme vom Publikum abgelehnt werden, sondern alte dann gleich mit", sagt Küppersbusch. Und so sei es beim WDR derzeit eben keine Zeit "der großen Avantgarde, sondern die Zeit der großen Verunsicherung."
Tatsächlich hat der WDR seit seiner Anfang 2016 umgesetzten Programmreform mit einigen Problemen zu kämpfen, die sich auch in den Quoten widerspiegeln. So kam der Sender im gerade zu Ende gegangenen Juni auf 6,3 Prozent Marktanteil und lag damit nur noch vor den schwächelnden Sendern des RBB und HR. An der Spitze der Dritten sind der MDR und der NDR längst enteilt.
Küppersbusch kritisiert in dem "journalist"-Interview aber auch die Tatsache, dass Politiker oder andere Gäste in deutschen Nachrichtensendungen nicht face to face interviewt werden (können). "In den führenden Nachrichtenstudios, wo Nachrichten und Politik vermittelt werden, gibt es baulich keine Möglichkeit, Interviews zu führen. Ich sah mal ein Interview, das Caren Miosga in den 'Tagesthemen' mit einem Bischof führte, der eingeblendet wurde. Darunter stand 'Hamburg'. Später habe ich erfahren, dass der Bischof im Nebenstudio stand." Deshalb sei er ein Fan der "BBC Newsnight" oder auch von Armin Wolf und der österreichischen Nachrichtensendung "ZiB 2". In beiden Formaten werden die Gäste ins Studio eingeladen und müssen die Fragen der Moderatoren beantworten. "Da kann man dann eine Frage auch elfmal wiederholen, bis man keine Antwort kriegt", so Küppersbusch, der darin eine ganz andere Interviewkultur sieht als in Deutschland.