Am Freitagabend wurde in der Kölner Flora zum 17. Mal der Grimme Online Award an die besten Angebote im Netz vergeben. In der Kategorie Information gab es dabei diesmal nur einen Preisträger: Der "WDR-Kandidatencheck", den die Jury als "echte Orientierung und willkommene Hilfestellung zur Meinungsbildung" würdigte. Alle Direktkandidaten für die NRW-Landtagswahl erhielten darin die gleichen Fragen und die gleiche Zeit, auf so viele wie möglich davon zu antworten - ohne jede redaktionelle Auswahl und Filterung. Für die nahende Bundestagswahl hat der WDR eine Neuauflage angekündigt - weil sich die anderen ARD-Anstalten daran nun allerdings nicht so kurzfristig beteiligen wollten, bleibt die Aktion auch hier auf die Kandidaten aus NRW beschränkt.
Dass sich in der Information mit dem WDR hier ein "kleines Startup aus der Kölner Innenstadt mit trendigem Retro-Namen" durchsetzte, wie Laudator Friedrich Küppersbusch es beschrieb, war also durchaus verdient. Doch auch sonst fanden sich viele Angebote der Öffentlich-Rechtlichen unter den Preisträgern. Etwa die Web-Reportage des Hessischen Rundfunks "Die mit den Händen tanzt" über eine Gebärdendolmetscherin für Musik. Auf neue Technik setzte der WDR bei seinem Angebot "Der Kölner Dom in 360° und VR". "Die multiperspektivische Zugänglichkeit des Weltkulturerbes Kölner Dom zieht in ihren Bann. Immersion der Extraklasse", urteilte die Jury. Und beim öffentlich-rechtlichen Angebot funk sind inzwischen die "Datteltäter" untergeschlüpft. Die Macher des Youtube-Kanals nehmen mit viel Humor die Unterschiede zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen aufs Korn. Das gefiel nicht nur der Jury: Auch der Publikumspreis, der nur an ein einziges Angebot verliehen wird, ging an die "Datteltäter".
Ebenfalls ein großes Medium steht hinter der Web-Reportage "Was heißt schon arm?" - und zwar "Spiegel Online". Die Autoren gehen darin unserem Verständnis von Armut auf den Grund - und das übrigens von der äußeren Form her geradezu klassisch. Doch hier zeige sich, dass es nicht immer ausgefallener Formen bedarf, um ein Thema wirkungsvoll zu vermitteln, so die Jury. Dass man auch ohne großes Medium im Rücken Großes schaffen kann, zeigt das Blog-und-Podcast-Angebot "Wochenendrebell". Vater und Sohn sind darin auf der Suche nach einem Lieblings-Fußballverein. So besonders wird "Wochenendrebell" dadurch, dass es eigentlich um den Umgang mit dem Asperger-Syndrom des Sohnes geht.
In der Kategorie Spezial ging ein Preis an die - erst nachnominierte - Resi-App. Sie versucht, Nachrichten in Form eines Chats zu vermitteln. "Mit ‚Conversational Journalism‘ schafft der redaktionell gepflegte Chatbot einen spannenden Zugang zu tages-, sogar minutenaktuellen Nachrichten für junge und jung gebliebene Nutzer auf dem Smartphone", heißt es im Jurystatement. Und schließlich ging noch ein Preis an die Aktion #ichbinhier. 35.000 Mitglieder gehören der geschlossenen Facebook-Gruppe an, die sich für eine bessere Debattenkultur in sozialen Netzwerken einsetzt. Wo die Diskussion abzugleiten droht, versuchen sie mit sachlichen und positiven Kommentaren gegenzusteuern. "So erleben wir eine digitale Selbstermächtigung der Zivilgesellschaft, die mit der Macht der Masse gezielt aus dem Ruder gelaufene Diskussionen übernimmt und in einen geordneten Diskurs überführt", so die Jury.
Der im Rahmen des Grimme Online Awards verliehene Klicksafe-Preis ging an das KiKA-Kindermedienmagazin Timster, das sich auch mit Themen wie Datenschutz und "Fake News" auseinandersetzt und vom "Webtalk für Erwachsene" ergänzt wird. Einen Anerkennungspreis erhielt hier zudem "Junait - das Medienkompetenzspiel" von Planpolitik.
Die Preisträger auf einen Blick
Kategorie Information
Kategorie Wissen und Bildung
Kategorie Kultur und Unterhaltung
Kategorie Spezial
- #ichbinhier
- Resi-App
klicksafe-Preis