Inmitten der Krise in der Golfregion ist der arabische Nachrichtensender Al Jazeera offenbar Opfer eines Hackerangriffs geworden. Nach Angaben des Senders waren zwischenzeitlich sowohl die Website als auch weitere digitale Plattformen der Mediengruppe davon betroffen. Medienberichten zufolge sollen auch einige Zuschauer in der Region berichtet haben, das Programm des Senders auf ihren Fernsehgeräten nicht mehr empfangen zu können.
Zuvor war bereits bekannt geworden, dass Saudi-Arabien das Büro des katarischen Senders geschlossen und ihm zugleich die Sendelizenz entzogen hat. Zwei Wochen zuvor hatten Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate die Website von Al Jazeera gesperrt. Die staatliche Nachrichtenagentur Saudi Press Agency beschuldigte den Sender, er verbreite die Propaganda von Terrorgruppen, unterstütze die Huthi-Rebellen im Jemen und versuche, Uneinigkeit in Saudi-Arabien zu säen.
Inwieweit die Al-Jazeera-Mitarbeiter in Riad von der jüngsten Anordnung betroffen sind, dass katarische Staatsbürger das Land innerhalb 14 Tagen verlassen müssen, war nach Angaben von Reporter ohne Grenzen zunächst unklar. Inzwischen hat sich die jordanische Regierung dem saudischen Vorgehen gegen Al Jazeera angeschlossen und ebenfalls angekündigt, das Studio des Senders in der Hauptstadt Amman zu schließen sowie ihm die Lizenz zu entziehen.
"Was Al Jazeera in diesen Tagen erlebt, ist eine offensichtlich international abgestimmte Kampagne unverhohlener politischer Zensur", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. "Mit dieser massiven Repressionswelle gegen einen Nachrichtensender von internationaler Bedeutung demonstrieren Saudi-Arabien und seine Verbündeten ihre völlige Geringschätzung der Medienfreiheit." Mihr forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, dies bei Gesprächen mit dem ägyptischen Präsidenten Abdelfattah al-Sisi in Berlin "in aller Deutlichkeit" zu kritisieren.
Al Jazeera sendet seit 1996 und hat seither nach Auffassung von Reporter ohne Grenzen die arabische Medienlandschaft "revolutioniert", in dem der Sender einem breiten Spektrum von Meinungen von den moderatesten bis zu den radikalsten Stimmen eine Bühne gab. Unumstritten ist der Fernsehsender freilich nicht.