Sollte es in Deutschland ein Internetministerium geben, in dem alle Kräfte für dieses Thema gebündelt sind, wollte Claus Strunz noch vor der eigentlichen Diskussion von Niek Jan Van Damme und Hannes Ametsreiter wissen. Die zierten sich zunächst, gaben sich dann aber doch einen Ruck. "Schreiben Sie's einfach", sagte der Telekom-Vorstand, ehe der CEO von Vodafone Deutschland nachlegte: "Es hilft dem Land, wir machen mit." Strunz bekam also doch noch seine Wunsch-Antwort und legte mit seinem forschen Nachfragen den Grundstein für die gemeinsame Eröffnungsveranstaltung von ANGA COM und Medienforum NRW in Köln.
Und recht schnell war's mit der Einigkeit zwischen Telekom und Vodafone dann auch vorbei. Vor allem beim Blick auf die Produktion eigener Inhalte wurde deutlich, dass die beiden Telekommunikations-Platzhirsche verschiedene Ansätze verfolgen. Denn während Vodafone zurückhaltend reagiert, wenn es um eigenen Content geht, investierte die Telekom in den vergangenen Jahren verstärkt in exklusive Sport-Inhalte von Basketball über Eishockey bis hin zu Fußball. So war erst vor wenigen Wochen bekannt geworden, dass die Telekom schon ab der nächsten Saison die 3. Liga ausstrahlen wird.
Telekom-Mann Van Damme, seines Zeichens Deutschland-Vorstand, machte zugleich deutlich, dass da in nicht allzu ferner Zukunft mit mehr zu rechnen sein wird – und zwar auch abseits des Sports. "Wir werden einen dreistelligen Millionen-Betrag in Content investieren", erklärte er am Dienstag auf der Breitband-Messe ANGA COM. Sowohl in Deutschland als auch international wolle man den Kunden exklusive Inhalte anbieten, kündigte Van Damme an und sprach dabei immer wieder auch explizit von Serien. "Das kommt relativ schnell", sagte er auf dem Podium, betonte aber gleichzeitig, "vorsichtig vernünftig damit anfangen" zu wollen.
"Exklusiven Content anzubieten lohnt sich."
Niek Jan Van Damme, Vorstand Deutschland, Deutsche Telekom
Jeder hoffe auf das nächste "House of Cards", so Van Damme. Möglich ist aber wohl auch, dass die Telekom in Zukunft Filme und Serien aus dem Ausland ankauft, um sie ihren Kunden exklusiv anzubieten. Der Bonner Riese würde damit verstärkt in Konkurrenz zu klassischen Fernsehsendern treten. "Exklusiven Content anzubieten lohnt sich", erklärte der Telekom-Vorstand mit Blick auf die bislang gesammelten Erfahrungen im Sport-Bereich. Dass man derzeit das stärkste TV-Wachstum in Deutschland verzeichne, sei teilweise von den eigenen Sportinhalten getrieben.
Konkurrenz durch den Widersacher Vodafone muss Niek Jan Van Damme wohl erst mal nicht fürchten. Auf die Frage, ob auch Vodafone eigenen Content herstellen wolle, schüttelte Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter den Kopf. "Aus strategischer Überlegung ist es nicht wirklich wertschaffend, diesen Schritt zu machen", sagte er bei der Eröffnung der ANGA COM. "Wir glauben, dass eine offene Plattform die wahrscheinlich sinnvollste Variante ist."