Fast auf die Minute zeitgleich veröffentlichten am Donnerstagmorgen sowohl die RTL Group als auch die ProSiebenSat.1 Media SE ihre Geschäftszahlen fürs 1. Quartal 2017 - und sie könnten auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher ausfallen. ProSiebenSat.1-Chef Ebeling kann weiterhin ein deutlichen Umsatz- und Ergebniswachstum vorweisen: 910 Millionen Euro setzte ProSiebenSat.1 in den ersten drei Monaten des Jahres um, das waren 13 Prozent mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Adjusted EBITDA) lag mit 188 Millionen Euro um zehn Prozent höher als ein Jahr zuvor, auch der bereinigte Konzernüberschuss (adjusted net income) zog um 10 Prozent auf 88 Millionen Euro an.

Bei der RTL Group hingegen musste Guillaume de Posch einen Rückgang des Umsatzes um 1,9 Prozent auf 1,405 Milliarden Euro verkünden, das EBITDA sank um 8,3 Prozent auf 264 Millionen Euro, der den Aktionären zurechenbare Nettogewinn blieb immerhin weitgehend stabil bei 137 Millionen Euro, was sich wiederum durch eine Neubewertung der Beteiligung an Divimove erklären lässt. Diese deutlichen Unterschiede in der Geschäftsentwicklung lassen sich vor allem damit erklären, dass ProSiebenSat.1 sich deutlich stärker vom klassischen Fernsehgeschäft gelöst hat. Und dass bei der RTL Group ein großer Umsatzbringer aus dem vergangenen Jahr fehlte: "American Idol".

Der Umsatzrückgang lasse sich nämlich "ausschließlich auf das Auslaufen von 'American Idol' zurückführen". Das zeigt, wie wichtig die Ankündigung aus den letzten Tagen war, dass ABC eine Neuauflage für die kommende Season bestellt hat. "Wie wir bereits in den Vorjahren gesagt haben, ist das erste Quartal nicht unbedingt ein Indikator für das Gesamtjahr. Das gilt insbesondere für FremantleMedia. Wir können nur erneut betonen, dass das Inhaltegeschäft nicht auf Quartalsbasis gesteuert werden kann", so RTL-Group-CEO Guillaume de Posch in einem Statement. Schon im 2. Quartal gebe es durch den starken Start von "American Gods", dem zweiten großen Drama-Projekt nach "The Young Pope", wieder positive Impulse bei FremantleMedia.

Bei der Mediengruppe RTL Deutschland und der französischen Groupe M6 habe es hingegen steigende Umsätze gegeben, ein "dynamisches Wachstum" um 48,3 Prozent konstatiert man im Digitalgeschäft. Rechnet man den "Idol"-Effekt heraus, dann hätte man einen Umsatzanstieg um 4 Prozent verkünden können. Auch auf den Gewinn drückte das fehlende Idol, ebenso wie übrigens eine etwas kuriose Beteiligung der RTL Group: Der französische Fußballclub Girondins de Bordeaux, an dem die Groupe M6 beteiligt ist, warf weniger Gewinn ab.

Die Mediengruppe RTL Deutschland hingegen konnte ihren Gewinn (EBITDA) mit 168 Millionen Euro weitgehend stabil halten. Dass es hier kein großes Wachstum gab, ist auch darauf zurückzuführen, dass im vergangenen Jahr das starke Werbegeschäft zu Ostern noch ins erste Quartal fiel, diesmal hingegen erst in den April. Auch generell gebe es in einem Jahr nach einem Fußball-Großereignis zunächst einen etwas schleppenderen Start in Sachen Fernsehwerbung, heißt es aus den Vorstandsetagen. Weil dazu dann auch noch politische Unsicherheiten kamen - die Wahl in Frankreich etwa und auch die anstehenden Entscheidungen in Deutschland - erwartet man den Großteil des Werbegeschäfts erst im zweiten Halbjahr, gibt sich da aber bei beiden Konzernen weiterhin optimistisch, die angestrebten Ziele zu erreichen.

Dass ProSiebenSat.1 nun trotzdem ein zweistelliges Umsatz- und Ergebniswachstum verkünden konnte, liegt darin begründet, dass der Konzern sich immer stärker vom klassischen TV-Geschäft löst und als Gemischtwarenladen in allerlei Segmenten mitmischt. Im wesentlichen geht das Wachstum dann auch auf das Segment Digital Ventures & Commerce zurück, sowohl organisch als auch durch Zukäufe. Das Umsatzwachstum hier lag bei 53 Prozent.. Vor allem die Datingplattformen Parship und ElitePartner sind hier als Wachstumstreiber zu nennen. Inzwischen generiert ProSiebenSat.1 die Hälfte seiner Umsätze außerhalb des TV-Werbegeschäfts. Im Vorjahr waren das noch 43 Prozent.

Nimmt man nur das Segment Broadcasting German-Speaking - also das Sendergeschäft in den deutschsprachigen Ländern - dann ergibt sich ein Umsatzwachstum um 2 Prozent auf 502 Millionen Euro. Während die Werbeeinnahmen stagnierten, stiegen die Distributionserlöse an - etwa aus der HD-Verbreitung. Diese Einnahmen werden für den Konzern damit zunehmend wichtiger. Das adjusted EBITDA im Sendergeschäft wuchs um 4 Prozent auf 137 Millionen Euro. Im Bereich Digital Entertainment sorgte vor allem der Online-Video-Bereich für steigende Umsätze. Weil man sich vom Games-Geschäft getrennt hat, ergibt sich aber alles in allem nur ein leichtes Umsatzwachstum um 2 Prozent, das Ergebnis war sogar leicht rückläufig. Bleibt noch das Segment Content Production & Global Sales, also das Produktions- und Vertriebsgeschäft von Red Arrow. Hier wuchsen die Umsätze um 24 Prozent auf 78 Millionen Euro, das adjusted EBITDA hat sich von 5 auf 9 Millionen Euro erhöht. Vor allem aus den USA kam hier das Wachstum.