Es war nicht unbedingt ein Jahresstart nach Maß für ProSieben: Zweimal in Folge musste sich der Sender mit einem einstelligen Marktanteil begnügen. Im März gelang ProSieben mit genau zehn Prozent dann knapp wieder die Rückkehr in die Zweistelligkeit; hinter den Vorjahreswerten blieb der Sender aber auch im vergangenen Monat deutlich zurück. ProSieben-Geschäftsführer hat angesichts dieser Werte ein nachvollziehbares Ziel: "Mein sportliches Ziel sind 10,2 bis 10,5 Prozent Marktanteil", erzählte er den Kollegen der "Werben & Verkaufen" und möchte damit das Abdriften in die Einstelligkeit dauerhaft hinter sich lassen.
Helfen soll dabei unter anderem ein veränderter Vorabend, der zuletzt nicht mehr so rund lief wie noch in der Vergangenheit. Wie bereits zu Wochenbeginn bekannt wurde, schraubt ProSieben hier an den Stellschrauben und verringert die tägliche "Simpsons"-Dosis: Ab dem 1. Mai schaltet der Sender nur noch einmal täglich nach Springfield, ehe der Dauerbrenner "Big Bang Theory" nun auch im Vorabendprogramm zum Einsatz kommt. Von der Änderung dürfte man sich bei ProSieben nicht zuletzt eine Stärkung des Magazins "Galileo" versprechen, das zuletzt die Zweistelligkeit ebenfalls häufig verfehlte. Der schwächere Vorabend und die fehlenden Highlights in der Primetime hätten "an der Relevanz und Strahlkraft von ProSieben genagt", gibt Rosemann zu.
Für die neue Saison hat Daniel Rosemann außerdem den späteren Dienstagabend neu zu besetzen. "Circus HalliGalli" verabschiedet sich hier bekanntlich im Sommer von seinen Zuschauern. Was stattdessen auf dem Sendeplatz laufen soll, ist allerdings bislang nicht entschieden. "Wir sehen uns im Moment ein paar Dinge an", sagte Rosemann gegenüber "W&V" und stellte in Aussicht, auf jeden Fall wieder auf das Genre der Comedy zu setzen. "Humor ist Zeitgeist für junge Leute, und den suchen sie bei uns", so Rosemann. Joko & Klaas werden unterdessen den Samstagabend bespielen und dort nicht nur mit einer neuen Ausgabe von "Duell um die Welt" auf Reisen gehen, sondern auch eine neue Abendshow bekommen.
Während ProSieben derzeit donnerstags mit "Germany's next Topmodel" gute Quoten verzeichnet und sich im Herbst auf diesem Sendeplatz auch auf "The Voice of Germany" verlassen kann, fällt es dem Sender dazwischen schwer, die Zuschauer an diesem Abend zu sich zu locken. Donnerstags auf Spielfilme zu besetzen, bezeichnet Rosemann rückblickend jedenfalls als Fehler. "Da haben wir Lehrgeld bezahlt, das machen wir nicht mehr", verspricht er. Richten soll es hier ab dem 1. Juni im Anschluss an "Germany's next Topmodel" erst einmal die Realityshow "Global Gladiators", für die ProSieben diverse Promis in zwei Teams quer durch Afrika schickt. Doch bei den "Global Gladiators" soll es nicht bleiben: "Wir werden durch das Jahr hindurch den Donnerstagabend vollständig mit eigenen Formaten bespielen", stellt Rosemann in Aussicht.
"Es ist nicht ausschließlich Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sender, Aufklärungsarbeit zu leisten", meint der ProSieben-Boss in Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl. Das Feld der informativen Reportagen, das ProSieben im Jahr Eins nach Stefan Raab eröffnet hat, soll entsprechend auch in diesem Jahr wieder bespielt werden. Thilo Mischke wird so erneut im Rahmen von "Undercover" berichten dürfen und "Galileo"-Urgestein Aiman Abdallah wird erneut mit "10 Fakten" an den Start gehen.
Das Magazin "Galileo" hat sich ganz nebenbei übrigens zum Sprungbrett für neue Gesichter entwickelt: Maurice Gajda, der bis zum Ende des Senders bei joiz moderierte und diverse Beiträge für das Vorabendmagazin beisteuert, wird durch die "Global Gladiators" führen. Und auch Maike Greine soll eine eigene Sendung bekommen. Die "Galileo"-Reporterin, die mit ihrer markanten Stimme auch bei 1Live zu hören ist, soll in der Sendung "Maike machts" (AT) in das Leben anderer schlüpfen.