Was haben die Zeitungsbranche und die Musikindustrie gemeinsam? Natürlich: Sie wurden von der Digitalisierung überrollt und schleppen sich heute eher schlecht als recht über die Runden. Neue Player haben die Märkte aufgemischt. In der "FAZ" haben Mathias Döpfner und Dieter Gorny über die Digitalisierung und ihre Folgen gesprochen. Vor allem beim Thema Regulierung geht es hoch her: Döpfner ärgert sich darüber, dass das Kartellamt auch kleinste Veränderungen im Portfolio von deutschen Medienunternehmen monatelang prüfe, um dann doch abzulehnen. "Im selben Zeitraum wird ohne eine vertiefte Prüfung die Übernahme von Whatsapp durch Facebook für neunzehn Milliarden Dollar durchgewunken. Daran erkennt man, wie groß die Imbalance geworden ist. Die neuen Geschäftsmodelle überfordern den bisherigen Regulierungsrahmen", so der Chef von Axel Springer.
Auch die Öffentlich-Rechtlichen kommen bei Döpfner nicht gut weg. Als privates Unternehmen müsse man sich gegen neue Player auf dem Digitalmarkt einstellen - ARD und ZDF müssten das nicht, glaubt zumindest Döpfner. "Das Geschäftsmodell besteht nämlich darin, dass das Geld vom Gebührenzahler kommt, und das wird in regelmäßigen Abständen ein bisschen mehr." ARD und ZDF seien zu "textdominierten Digitalanbietern und zu digitalisierten Zeitungsverlegern" geworden. Döpfner: "Sie sind direkte Wettbewerber und verzerren den Wettbewerb, weil sie sich aus dem Rundfunkbeitrag finanzieren." Er fordert eine klarere Definierung des öffentlich-rechtlichen Auftrags, sonst sei man auf dem Weg in eine öffentlich-rechtliche Presse. "Wir sind auf dem Weg zur Staatspresse, was nicht gesund für eine Demokratie ist", sagt Döpfner. Der Streit zwischen Verlegern und Öffentlich-Rechtlichen über die Online-Inhalte von ARD und ZDF schwelt schon seit Monaten (DWDL.de berichtete).
Neben ARD und ZDF müssen sich Döpfner und Gorny aber vor allem mit den US-Riesen wie Facebook, Google, Amazon und Apple beschäftigen. "Wir müssen deutlich machen, dass die technologische Entwicklung ohne die Inhalte nicht funktioniert. Die Entwicklung des iPods wäre ohne die Musik nicht denkbar", sagt Gorny. Es fehle im politischen Diskurs die Erkenntnis, wie wichtig die Kreativbranche sei. Dennoch sehen die beiden Manager die digitale Welt erst am Anfang: "Es erinnert mich an die frühen Zeiten der Eisenbahn. Es gab damals Leute, die glaubten, dass man beim Eisenbahnfahren die Seele verliert, andere glaubten, dass es die einzige Form des Transports der Zukunft ist. So auch heute bei der Digitalisierung. Einige gehen pleite, andere werden Multimilliardäre. Es ist an der Zeit, dass man sich über den Wert geistiger und kreativer Leistung in der digitalen Welt grundsätzlich klar wird", sagt Döpfner. Es müsse allen klar sein, wie wichtig geistiges Eigentum sei.
Und was kann der Journalismus nun von der Musikindustrie lernen? "Dass es klug war, dass wir unsere Produkte nicht kostenlos zur Verfügung gestellt haben", sagt Gorny und verweist auf einzelne Songs, die man heute für wenige Cent-Beträge kaufen kann. Dass die Verleger in den Anfangszeiten des Internets Texte kostenlos online gestellt haben, wird heute in weiten Teilen der Branche bereut. Döpfner bezeichnet die Entscheidung in der "FAZ" als "historischen Fehler". Es sei schwer, diesen Fehler zu korrigieren, aber nicht unmöglich.