Zum 1. April wird Christian Nitsche, zuletzt zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell und als solcher für die "Tagesthemen" verantwortlich, beim Bayerischen Rundfunk die Nachfolge von Sigmund Gottlieb antreten - und streng genommen sogar mehr Verantwortung bekommen als sein Vorgänger, schließlich fungiert der 45-Jährige fortan als erster trimedialer Chefredakteur beim BR. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" stellt sich Nitsche die Frage, ob er genauso oft kommentieren will wie Gottlieb, praktischerweise gleich selbst - und liefert die Antwort mit: "Als trimedialer Chefredakteur werde ich nicht nur in den 'Tagesthemen', sondern sondern auch Online und im Hörfunk kommentieren."
Er habe den Anspruch, als Journalist auch in der Öffentlichkeit zu wirken. "Es ist zwar noch schwer einzuschätzen, wie viel Zeit das Management der gesamten Aktualität in Anspruch nehmen wird. Dennoch werde ich selbstverständlich auch moderieren, zum Beispiel 'Brennpunkte' oder 'Plusminus'. Und zu gegebener Zeit auch die 'Münchner Runde'. Aber jetzt muss ich erst mal ankommen." Zunächst will sich der neue Chefredakteur den Mitarbeitern widmen - und hier wartet wahrlich viel Arbeit auf ihn. Dabei geht es vor allem darum, die aktuellen Redaktionen von Hörfunk und Fernsehen zusammenzuführen. Deren Standorte trennen nämlich seit Jahrzehnten rund zehn Kilometer, rechnet er vor.
Optimistisch blickt er auf den Anfang des nächsten Jahrzehnts. "Dann beziehen die aktuellen Redaktionen neue Räumlichkeiten in München-Freimann und können viel einfacher zusammenarbeiten", so Christian Nitsche in der "SZ". "Wir können aber nicht so lange warten und müssen natürlich schon jetzt mit passenden Angeboten auf den Medienwandel reagieren und neue, auch mobil nutzbare Inhalte entwickeln." Im Internet hat der neue BR-Chefredakteur "einen regelrechten Markt" für "gut gemacht Erklärfilme aus dem Nachrichtenbereich" ausgemacht. "Ziel muss es sein, zu einer neuen komplexen Thematik wenige Stunden später online einen durchdachten, mit Animationen unterstützen Erklärbeitrag zu präsentieren. Er muss für Social Media optimiert, aber auch im Linearen einsetzbar sein, zum Beispiel in der 'Rundschau Nacht'."
Um trotz des Sparkurses neue Ressourcen zu schaffen, müsse man umschichten oder Mitarbeiter befähigen, so Nitsche. "Ich kann bei einem Anschlag in Deutschland nicht warten, bis ein Kamerateam ankommt. Wenn einer unserer Journalisten mit Handy vor Ort ist, dann muss er für uns live bis in die 'Tagesschau' berichten können, egal ob das wackelt."