Die "Regierungserklärung", die ZDF-Intendant Thomas Bellut für seine zweite Amtszeit vorgelegt hat, ist nicht besonders überraschend ausgefallen. In einem Interview mit der "FAZ" umreißt er sie dann auch so: "Es schreibt das fort, was meine ersten fünf Jahre bestimmt hat." Sprich: Zum einen solle das Programm "weiter gut und erfolgreich sein" - alles andere wäre als Ziel für jeden Senderchef allerdings auch Quatsch. Tatsächlich kann Bellut aber darauf verweisen, dass sich das ZDF-Hauptprogramm beim Gesamtpublikum als Marktführer weit vor dem Ersten festgesetzt hat und sich zudem die Ableger ZDFneo und ZDFinfo in den letzten Jahren sehr gut entwickelt haben. "Dank dieser Programme hat die ZDF-Familie heute mehr Zuschauer im Alter unter fünfzig Jahren als Mitte der Neunziger", so Bellut.
Zum Zweiten gehe es darum, "das ZDF noch effektiver zu machen". Hier verweist Bellut auf den Personalabbau, der auch in den kommenden Jahren weiter fortgeführt wird, bei dem der größte Brocken aber schon geschafft ist: "Wir haben mittlerweile etwa 450 Stellen abgebaut. Die Zielmarke liegt bei 560, wir werden sie bis 2020 erfüllen." Dann habe man im Vergleich zu 2010 jede zehnte Stelle eingespart. Zum 1. April wird nun auch die lange angekündgite Auflösung der eigenen Direktion "Europäische Satellitenprogramme", die sich bislang um 3sat kümmerte, umgesetzt, weitere Einsparungen soll die Konzentration der TV-Studios im Sendezeitrum Mainz bringen. Auch mit der ARD suche man weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Bellut dämpft aber die Erwartungen: "Ich warne aber davor, zu glauben, dass es dabei unmittelbar große Effekte geben wird."
Im Hinblick auf die Fake-News-Diskussion verweist er auf eine eigene Fakten-Check-Unit, die "im Zusammenhang mit Wahlkampfthemen generell Behauptungen hinterfragen" soll. Als Faktenchecker für andere Plattformen wie Facebook sieht er das ZDF dabei aber nicht: "Ich beteilige mich nicht am Internet- oder Facebook-Bashing. Ich sehe uns nicht als 'Polizei' oder 'Wächter' für andere. Wir schauen auf uns selbst und stellen sicher, dass unsere Informationen und Nachrichten stimmen."
Mit Blick auf die Konkurrenz durch Netflix, Amazon & Co. ist Bellut nicht bange. Er sieht sich "im Bereich der Fiction bei Fernsehfilmen, Serien und Event-Produktionen" als führend. "Wir haben Highlight-Produktionen, die gesellschaftliche Diskurse auslösen." Die Euphorie für Serien teilt er trotzdem nicht, zumindest nicht fürs lineare Programm: "En suite erzählte Serien sind auf Plattformen erfolgreich, das lässt sich aber nicht eins zu eins auf unser Programm umsetzen. Für uns sind Mehrteiler und Fernsehfilme nach wie vor sehr wichtig. Deutschland ist kein Markt für 45 Minuten lange Stücke zur besten Sendezeit, sondern für Neunzigminüter." Vermutlich hat er das Interview vor dem 8-Millionen-Start der "Charité" gegeben.