Weil die Quoten von "The Walking Dead" lange angestiegen sind und sich eine immer größere Fanbase gebildet hatte, beschloss AMC vor rund zwei Jahren, das Prequel "Fear the Walking Dead" zu realisieren. Zwei Staffeln mit insgesamt 21 Folgen sind seither in den USA gezeigt worden. Sämtliche Folgen sind in Deutschland auch schon via Amazon zu sehen, nun kommt die Serie auch ins Fernsehen. RTL II zeigt die sechsteilige erste Staffel an diesem und am nächsten Samstag ab 22:20 Uhr im Dreierpack.

Der Sendeplatz ist durchaus prominent gewählt: Im Vorfeld zeigt der Sender die neuen Folgen von "Game of Thrones". Und auch wenn dort keine herausragenden Quoten zu erwarten sind, hochkarätig besetzt hat RTL II den Samstag damit in jedem Fall. Durch die lange Sendezeit könnte "Fear the Walking Dead" nach Mitternacht auch sehr ansehnliche Marktanteile erzielen. Doch wie schlägt sich der Ableger inhaltlich im Vergleich zum Original?


Auf dem Papier klingt das Konzept von "Fear the Walking Dead" durchaus spannend: Anders als im Original gibt es im Prequel zunächst ein ganz normales Leben und funktionierende Behörden und Organisationen. Erst im Laufe der ersten Staffel gerät das öffentliche Leben aufgrund der Zombieapokalypse, deren Ursprung mal wieder unklar bleibt, aus den Fugen. Leider erinnert "Fear the Walking Dead" dabei gerade in den ersten sechs Folgen an eine Soap, bei der ab und zu eben auch mal ein paar Zombies vorkommen.

Im Kern geht es um Travis Manawa (Cliff Curtis) und seine Familie. Mit seiner neuen Frau zieht er ihre zwei Kinder groß, der Sohn ist drogensüchtig, die Tochter hoffnungslos verliebt. Travis' Sohn lebt bei seiner Mutter und will nichts mit ihm zu tun haben. Als die Zombies kommen, will Travis zusammen mit der ganzen Familie fliehen. Das hat zur Folge, dass Frau und Ex-Frau sich ständig über den Weg laufen und sich, wie in einer Teenager-Serie, anzicken.

Für eine Serie dieses Kalibers außerdem untypisch sind einige sehr offensichtliche Logikfehler. So sind die Protagonisten in der einen Szene in der Nacht zu sehen und nachdem sie eine kurze Schlacht in einem Gebäude gewonnen haben, ist es draußen schon wieder hell. Eine interessante Person ist Daniel Salazar, der früh mit seiner kleinen Familie zur Gruppe hinzustößt und anscheinend keine Skrupel kennt. Doch wie genau er plötzlich an tausende Zombies kommt, um diese freizulassen, bleibt unklar.

Leider kann "Fear the Walking Dead" in der ersten Staffel kaum Spannung erzeugen. Zunächst scheint es, als ob die Bewohner von Los Angeles größtenteils sicher sind, weil die Armee sie beschützt. Doch nach und nach stellt sich heraus, dass auch bei den Soldaten einiges im Argen liegt. Am Ende der ersten Staffel zieht die Armee ab und überlasst die Menschen ihrem Schicksal. Travis kann sich mit seiner Gruppe retten, wie sollte es auch anders sein? Dass es am Ende dennoch ein erstes prominentes Todesopfer gibt, vermag nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass es ansonsten keinen wirklich tragenden Cliffhanger gab.

Und so bleibt die Befürchtung, dass sich "Fear the Walking Dead" mit der Zeit immer weiter der Originalserie annähert. Denn die Macher der Serie haben schon im Vorfeld angekündigt, was es nicht geben wird: Informationen zur Ursache der Zombieapokalypse, eine Heilung und Politiker. Und so werden wohl auch Travis und seine Familie in vielen weiteren Folgen, eine dritte Staffel wurde bereits von AMC geordert, von A nach B reisen, um einen vermeintlich sicheren Ort zu suchen. Dabei werden sie viele Zombies töten. Das ist ja auch schon bei "The Walking Dead" zur Hauptsache geworden, die die Serie vor große Probleme stellt. Denn sowohl beim Original als auch beim Prequel fragt man sich unweigerlich, wohin die Reise gehen wird. Inzwischen sind ja schon viele mögliche Handlungspfade durch die Originalserie ausgetreten worden. Etwas Neues wäre schön - und nicht eine nächste Zombieserie, bei der man schon vorher weiß, was (nicht) passiert.

Nein, "Fear the Walking Dead" ist nicht die besser Zombieserie. Zumindest nicht besser als das Original. Denn die Unterschiede, die man hätte rausarbeiten können, sind nicht stark genug sichtbar. Und wenn, dann eher im negativen Sinn. Hinzu kommt, dass "Fear the Walking Dead" eher an eine Teenie-Soap als an eine Zombieserie erinnert. Wirklich gruselig ist die Serie nur ganz selten, starke Charaktere fehlen. Da hat "The Walking Dead", trotz einiger Schwächen, die Nase noch weit vorn.