Um seine internationale Berichterstattung zu stärken, will NBC News beim europäischen Nachrichtensender Euronews einsteigen. Ziel sei es, "ein internationales Angebot zu schaffen, das unsere Nachrichten-Organisation stärken und die Landschaft der internationalen Nachrichten verändern wird", erklärte Andrew Lack, Chairman von NBC News, in einer Mitteilung an die Belegschaft und kündigte zugleich an, dass das neue Unternehmen auf den Namen Euronews NBC hören wird.

Einem "Bloomberg"-Bericht zufolge soll NBC News einen Anteil von 25 Prozent an Euronews übernehmen und dafür 30 Millionen US-Dollar zahlen, also umgerechnet mehr als 28 Millionen Euro. NBC selbst nennt bislang keine Details. Durch den Deal sollen einerseits die eigenen Plattformen von den rund 500 für Euronews tätigen Journalisten profitieren, gleichzeitig erhofft sich NBC mehr Präsenz auf dem internationalen Markt. Aktuell können rund 277 Millionen Haushalte in Europa, Afrika und dem Mittleren Osten das Programm von Euronews empfangen - die Zuschauerzahlen sind bislang allerdings überschaubar.


Nach Abschluss des Deals werde die NBC News Group redaktionelle Ressourcen und strategische Richtlinien bereitstellen, um den Erfolg von Euronews auszubauen, heißt es. "Wir werden in den europäischen Journalismus investieren und dabei die Tiefe und das Tempo der Berichterstattung stärken", betonte NBC-Mann Andrew Lack. Demnach sollen die redaktionelle Berichterstattung sowie bestehende digitale Produkte von Euronews und NBC News durch die Zusammenarbeit erweitert werden. Er sprach jedoch von einer "enormen Herausforderung" und einer Menge Arbeit, die nun ansteht.

Um das Gelingen wird sich die britische Journalistin Deborah Turness kümmern, die vor drei Jahren zu NBC News kam, und fortan die neue Position des President von NBC News International übernimmt. Sie war schon in den vergangenen Monaten in die Pläne involviert und soll in Zukunft quasi an der Schnittstelle zwischen der Nachrichtenabteilung von NBC in Amerika und Euronews agieren. Das ist gewiss keine leichte Aufgabe, doch mit der Bewältigung des Skandals um den in Ungnade gefallenen Ex-Nachrichtenanchor Brian Williams sowie das Wiedererlangen der Marktführerschaft des NBC-Morgenmagazins "Today" hat Turness in der Vergangenheit bewiesen, dass sie auch mit schwierigen Herausforderungen umzugehen weiß.

Branchenbeobachter sehen in dem nun bekannt gewordenen Schritt einen Angriff auf den Konkurrenten CNN mit seiner noch immer starken internationalen Präsenz. Für Euronews kommt der geplante Einstieg von NBC News indes wohl gerade recht. Wie "EurActiv" berichtet, sollen sich erst kürzlich Mitarbeiter von Euronews in einem Schreiben an den Vize-Kommissionspräsidenten für den digitalen Binnenmarkt gewandt haben. Darin wiesen sie auf Probleme hin, mit denen der Sender derzeit zu kämpfen hat. Vor zwei Jahren hatte der ägyptische Milliardär Naguib Sawiris die Mehrheit an Euronews übernommen. Diese will er offenbar auch nach dem Einstieg von NBC News behalten.