Die Tatsache, dass die Handball-WM in Frankreich hierzulande nur von einer Bank im Netz gestreamt wird und ohne journalistisches Begleitprogramm auskommt, scheint niemanden beim Handball-Weltverband IHF zu stören. In einem dreiseitigen Schreiben, aus dem die dpa zitiert, heißt es, die deutschen Sender seien selbst für die Situation verantwortlich. Der Rechteinhaber hatte auf ein Geoblocking bestanden, damit die Übertragungen bei ARD und ZDF nicht auch in Frankreich oder anderen Ländern gesehen werden könnten. Die Sender wiesen das zurück und erklärten, dass das technisch nicht möglich sei.
"Warum dies nicht in Deutschland möglich sein soll, erschließt sich für die IHF nicht", heißt es in dem Schreiben. Tatsächlich werden viele große Sender, auch Öffentlich-Rechtliche, in Europa verschlüsselt übertragen. ARD und ZDF fahren hier seit jeher einen anderen Weg. Grundsätzlich kann man sich also schon wundern, weshalb das gerade in Deutschland nicht gehen soll. Auf der anderen Seite ist das in Deutschland gängige Praxis. Und diese nur für eine Handball-WM zu ändern und mehrere Millionen Haushalte defacto auszuschließen, ergibt für die Sender keinen Sinn. Allerdings war mit Sky auch ein großer Pay-TV-Sender früh aus den Verhandlungen ausgestiegen.
Der IHF verteidigt außerdem den vielgescholtenen Rechteinhaber beIn Sports - und verweist ausgerechnet auf die vielen Millionen Euro, die man von der Al-Jazeera-Tochter erhält. Der IHF spricht vom "wirtschaftlich mit Abstand bestdotierten Angebot". beIn Sports habe 42,85 Prozent mehr Geld geboten als der zweithöchste Bieter. Der Handball-Weltverband fühlt sich ganz offenbar falsch dargestellt und wittert nun "rufschädigende Unterstellungen" in deutschen Medien. Laut dem IHF hätten sogar Präsident Hassan Moustafa und DHB-Chef Andreas Michelmann Bundeskanzlerin Angela Merkel um Unterstützung in dem Konflikt gebeten - ohne Erfolg.
Die Übertragungen bei der DKB starteten äußerst holprig. Nachdem beim ersten Spiel der deutschen Mannschaft die Bildschirme für zunächst rund 20 Minuten schwarz blieben, lief es danach weitgehend reibungslos. Spannend wird nun, ob der IHF die Übertragungsrechte für die kommenden Weltmeisterschaften erneut in die Hände von beIn Sports geben wird, das steht derzeit nämlich noch nicht fest. Streitereien mit den deutschen TV-Sendern wären dann sicherlich auch gleich wieder vorprogrammiert. Die TV-Rechte für die Handball-EM 2018 in Kroatien haben sich ARD und ZDF übrigens bereits gesichert - da hatte allerdings auch beIn Sports nichts zu sagen.
Update (18:40 Uhr): ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz hat sich mittlerweile zu Wort gemeldet und sagt, dass die Aussagen des IHF "von eigenen Fehlern und Versäumnissen ablenken" sollen. Gruschwitz: "Bei dem damaligen Rechteverkauf ging es dem Verband offensichtlich um wirtschaftliche Interessen und nicht um eine optimale Verbreitung des Handball-Sports. Für den Verband haben die Interessen der Fans keine Rolle gespielt."