"Bild" gehört in Sachen Paid-Content im Web zu den Vorreitern in Deutschland und stellt viele Inhalte schon seit Jahren nicht mehr frei zugänglich auf seine Website, sondern zeigt sie nur Abonnenten von "Bild Plus". Trotzdem finden sich die Inhalte stets schnell auf anderen Seiten wieder - was nicht ungewöhnlich ist, schließlich darf auch aus kostenpflichtigen Quellen zitiert werden. Bei "Bild" ärgert man sich aber schon seit langem darüber, dass "Focus Online" besonders häufig Inhalte von "Bild Plus" aufgreift. Schon 2014 wetterte Julian Reichelt über diese Praxis und sprach von "Digitaler Hehlerei".
Nun greift "Bild" sogar zu juristischen Maßnahmen und hat beim Kölner Landgericht eine wettbewerbs- und urheberrechtliche Klage gegen "Focus Online" eingereicht. Nach eigenen Angaben hat "Bild" über mehrer Monate sämtliche "Bild Plus"-Artikel und deren exklusive Inhalte mit den kostenlosen Inhalten von "Focus Online" abgeglichen und ist dabei zum Schluss gekommen, dass "Focus Online" diese "systematisch und oft schon unmittelbar nach Erstveröffentlichung" auf der eigenen Homepage verwerte. "Bild" klagt auf Unterlassung, Auskunft und Schadensersatz, konkret sieht man eine Behinderung des Geschäftsmodells von "Bild Plus" sowie eine Verletzung des Datenbankrechts.
Julian Reichelt, Chefredakteur "Bild Digital": "Für uns geht es hier um das Wertvollste, was wir als journalistische Marke haben: unsere mit eigenen Ressourcen recherchierten Inhalte. Wir haben einzelne Fälle gegenüber Focus Online zunächst im Guten kritisiert – ohne Erfolg. Leider mussten wir dann feststellen, dass Focus Online systematisch vorgeht und unsere exklusiven Geschichten stiehlt und verwertet, um auf diese Weise kostengünstig, ohne jedes redaktionelle Investment, die eigene Reichweite zu erhöhen. Mit diesem Verhalten greift 'Focus Online' das Geschäftsmodell einer ganzen Branche an – dagegen müssen wir uns wehren."
Bei Burda will man sich derzeit nicht äußern und verweist darauf, dass die Klage dort noch nicht vorliege.