Als Julia Jäkel die Gesamtverantwortung für Gruner + Jahr übernommen hat, gab es zunächst mal viele unpopuläre Maßnahmen inklusive eines Stellenabbaus zu verkünden. "Das war alles sehr fordernd, aber nötig", sagt sie in einem Interview mit der "Zeit". Das erste Jahr bezeichnet sie dabei als Findungsjahr, das zweite als "Jahr der Innovation" mit der Gründung von rund einem Dutzend Magazinen und massiven Investitionen ins Digitale, das aktuelle Jahr sieht sie als "Jahr neuer Stärke".

Tatsächlich wurde bei Gruner + Jahr unter Jäkel vieles umgebaut, teils hat man sich aus ganzen Ländern zurückgezogen. "Wir haben in den vergangenen drei Jahren Firmen mit einem Umsatz von über einer halben Milliarde Euro verkauft. Entweder weil sie für unsere Zukunft nicht relevant sind, oder weil wir nicht den Unterschied machen können", so Jäkel. Gleichzeitig habe man insbesondere in Deutschland und Frankreich investiert. Die Auswirkungen sind messbar: "Unser Digitalumsatz steigt in diesem Jahr sprunghaft um 30 Prozent. Wir machen jetzt ein Fünftel unserer Erlöse im Digitalen und sind in Frankreich auch durch Zukäufe zum führenden Digitalverlag geworden."

Als Erfolgsmodell preist sie etwa die Plattform Ligatus, die die automatisierte Vermarktung von Online-Werbung ermöglicht. Im digitalen Journalismus sei G+J Marktführer bei Onlineportalen für Frauen und in den Bereichen Eltern, Wohnen und Essen. Auch stern.de und gala.de wachsen, dazu habe man ein Netzwerk für YouTuber im Food-Bereich gegründet und binde diese auf essen-und-trinken.de und chefkoch.de ein. "Das sehen wir als Aspekt modernen Verlegertums", so Jäkel.

Allgemein erwartet Jäkel in Deutschland ein "stabiles, sogar leiht wachsendes Vertriebsgeschäft" und ein "mehr oder weniger stabiles" Anzeigengeschäft, trotz eines insgesamt schrumpfenden Marktes. "Soweit wir das jetzt absehen können, wird Gruner + Jahr in 2016 stabile Geschäfte zeigen", so Jäkel.