Dass der Deutsche Fernsehpreis inzwischen ein Dasein außerhalb des Fernsehens fristet, hat zum Einen mit dem nachlassenden Zuschauerinteresse zu tun, aber auch damit, dass man sich bei den Mit-Stiftern RTL und ProSiebenSat.1 zunehmend ärgerte, bei der Verleihung weitgehend leer auszugehen. Überträgt man das auf den Deutschen Comedypreis, dann müsste man sich bei RTL eigentlich auch die Frage stellen, ob man diese Verleihung übertragen will. Denn während ARD und ZDF noch vor wenigen Jahren wie seltsame Exoten auf dieser Veranstaltung wirkten, haben sie dem Privatfernsehen in Sachen Humor - zumindest wenn man den Comedypreis als Maßstab heranzieht - fast vollständig den Rang abgelaufen.
Sat.1, das mal führend in Sachen Comedy war, taucht inzwischen fast nur noch unter "ferner liefen" auf und ging diesmal komplett leer aus, Prosieben war nicht mal nominiert. Und den einzigen Preis, den RTL - das bei den Nominierungen ein Wörtchen mitzureden hat, nicht aber bei der letztlichen Jury-Entscheidung - wirklich für sich reklamieren kann, ist der für das "Beste TV-Soloprogramm", das in diesem Jahr nach Meinung der Jury von Atze Schröder stammte. In dieser Kategorie konnte RTL aber auch gar nicht leer ausgehen - die Bühnenprogramme sind einfach eine Domäne der Kölner und mit den Auftritten von Mirja Boes und Dieter Nuhr waren auch die anderen Nominierten bei RTL zu sehen.
Auch Chris Tall, der als Bester Newcomer geehrt wurde, wird mit seinem Bühnenprogramm in der kommenden Woche bei RTL zu sehen sein - und durch den Sendeplatz im Anschluss an Mario Barth wohl auch höchste Aufmerksamkeit erfahren. Barth übrigens wurde mal wieder als erfolgreichster Live-Act ausgezeichnet, weil er die meisten Tickets verkaufte. "Er wollte gerne hier sein, hatte aber keine Lust", fasste Laudator Olaf Schubert seine Abwesenheit zusammen. Per Videobotschaft ließ er seine Kollegen im Saal immerhin wissen, dass er in den kommenden Jahren seltener auftreten werde und sie dann auch mal eine Chance hätten. Das war nicht sympathisch, aber zumindest ehrlich.
Ansonsten aber war es wie erwähnt ein rein öffentlich-rechtlicher Abend. Eine kleine Überraschung: Als Beste Satire-Show wurde nicht das in diesem Jahr so im Blickpunkt stehende "Neo Magazin Royale" und Jan Böhmermann ausgezeichnet, sondern "Extra 3", das in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag feiert. Christian Ehring ließ es sich in seiner kurzen Dankesrede nicht nehmen, nochmal das "sehr originelle" Sendeschema zu preisen, das dafür sorgt, dass die Sendung mal mittwochs, mal donnerstags, mal im NDR, mal im Ersten, mal 45 Minuten, mal 30 Minuten lang läuft.
Weniger überraschend ging die Entscheidung in anderen Kategorien aus. Carolin Kebekus wurde schon im vierten Jahr in Folge als beste Komikerin ausgezeichnet, das ebenfalls im vergangenen Jahr schon prämierte "PussyTerror TV" als Beste Comedy-Show. Dieter Nuhr wurde erneut als Bester Komiker geehrt - was doch immer wieder seltsam wirkt, weil er doch zugleich auch Vorsitzender der Jury des Comedypreises ist. Auch wenn er in seinem persönlichen Fall vielleicht nicht an der Entscheidung mitwirkt, hat das ein Geschmäckle.
Ebenfalls nicht zum ersten Mal ausgezeichnet wurde der "Tatortreiniger", der sich in der Kategorie "Beste Serie" gegen "Der Lehrer" und "Lerchenberg" durchsetzte. Beim ZDF kann man sich über zwei Auszeichnungen freuen: "Familie Braun" gewann den neu eingeführten Innovationspreis, "Sketch History" wurde als beste Sketch-Show ausgezeichnet. Dank Letzterem ging also auch der Moderator des Abends nicht leer aus, gehört er doch zum Ensemble der Show. Max Giermann führte übrigens als Max Giermann durch den Abend. Trotzdem schlüpfte er aber in Einspielern und einer kleinen Einlage zu Beginn in etliche Rollen von Stefan Raab über Thorsten Legat, Donald Trump, Markus Lanz, Hugo Egon Balder, Kai Pflaume, Karl Lagerfeld, Oliver Kahn, Dieter Bohlen, Jorge Gonzales bis zu Klaus Kinski. So witzig die Einspieler auch waren: Kebekus schaffte es durch Tanz und Gesangseinlagen dem Abend in den letzten Jahren etwas mehr Schwung zu verleihen.
Als bewegende Momente des Abends bleiben zwei in Erinnerung. Den Preis für die beste Stand-Up-Show gewann "NightWash" von One, also dem ehemaligen Einsfestival. Luke Mockridge bat alle, die schon einmal bei "NightWash" aufgetreten sind, aufzustehen - und es erhoben sich Unzählige. Mit den Worten "Ich habe mich nur in ein gemachtes Bett gelegt", holte er den NightWash-Erfinder Knacki Deuser nach vorne und übergab ihm den Preis. Und dann gab es zum Abschluss noch den Sonderpreis für "Zimmer frei", das in diesem Jahr nach 20 Jahren seinen Abschied feierte. Man kann den Comedypreis als Selbstbeweihräucherung einer überschaubaren Branche natürlich belächeln und kritisieren. Man kann es aber auch wie Götz Alsmann sehen, der in seiner Dankesrede sagte: "Es gibt keine größere Ehre als den Respekt der Kollegen."
RTL zeigt den Deutschen Comedypreis am Samstag um 22:15 Uhr