2014 hat Rupert Murdoch mit seinem Firmenimperium 21th Century Fox 80 Milliarden US-Dollar für den Medienkonzern Time Warner geboten. Dort wies man die Offerte als "unerwünschtes Angebot" zurück - Murdoch zog kurz darauf das Angebot wieder zurück und verwarf seine Übernahmegedanken. Nun kommt ein anderer Player zum Zuge: Der Telekommunikationsanbieter AT&T will Time Warner übernehmen. Zuerst hatten das mehrere Medien übereinstimmend berichtet, inzwischen hat AT&T das bestätigt.
"Das schafft unmittelbar und langfristig einen Mehrwert"
Randall Stephenson, CEO und Chairman bei AT&T
Durch den Zugang zum Endkonsumenten auf diversen Verbreitungswegen sei man in einer einzigartigen Lage, auch das von der Werbewirtschaft gewünschte Addressable Advertising nach vorne zu bringen und Inhalte passgenau zuschneiden zu können. "Time Warners Führung, kreative Talente und Inhalte stehen für sich. Verbunden mit mehr als 100 Millionen Kunden, die unsere TV-, Breitband- und Mobil-Angebote abonniert haben entsteht etwas sehr Besonderes", so Stephenson. "Das passt hervorragend und schafft unmittelbar und langfristig einen Mehrwert für unsere Aktionäre."
AT&T will rund 85,4 Milliarden US-Dollar für den Kauf ausgeben. In einer Pressemitteilung erklärte das Unternehmen, man werde 107,50 Dollar pro Time-Warner-Aktie zahlen - derzeit steht diese bei etwa 90 US-Dollar. Allerdings wird nicht nur Cash fließen: Die Hälfte soll bar bezahlt werden, die andere Hälfte in eigenen Aktien. Die Time-Warner-Aktionäre würden nach dem Deal rund 15 Prozent an AT&T halten. Die Kartellbehörden müssen dem Deal noch zustimmen - es wäre jedenfalls eine Mega-Übernahme: Zu Time Warner zählen unter anderem das Produktionsstudios Warner Bros., der Pay-TV-Sender HBO sowie die Sender von Turner Broadcasting System, also etwa CNN und TNT. 2015 erzielte Time Warner Einnahmen in Höhe von fast 30 Milliarden Dollar.
Für AT&T wäre es die zweite große Übernahme binnen weniger Jahre. 2014 legte das Unternehmen bereits 48,5 Milliarden Euro für den Satelliten-Anbieter DirecTV auf den Tisch. Einige Jahre zuvor wollte AT&T auch das US-Geschäft der Deutschen Telekom für rund 40 Milliarden Dollar übernehmen - scheiterte aber letztlich am Kartellamt. Im vergangenen Jahr nahm der Konzern rund 147 Milliarden Dollar ein.
Zuletzt legten AT&T und Time Warner in ihren Verhandlungen offenbar einen Gang zu: Am Donnerstag hatte Bloomberg erstmals über den Plan der beiden Unternehmen berichtet. Auch Apple soll Interesse an Time Warner bekundet haben. Ein prominenter Gegner des geplanten Deals hat sich bereits zu Wort gemeldet: US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump sprach sich öffentlich gegen die Übernahme aus. Er erklärte am Samstag bei einer Rede in Gettysburg, durch den Deal würde sich zu viel Macht in den Händen von wenigen Konzernen bündeln.
In Deutschland ist der Medienkonzern Time Warner über mehrere Tochterfirmen vertreten. In Hamburg sitzt Warner Bros. Entertainment, verantwortlich für lokale Filmproduktion und -distribution des Hollywoodstudios. In München sitzt Turner Broadcasting System Deutschland, verantwortlich für die im deutschsprachigen Raum verbreiteten Sender TNT Film, TNT Serie, TNT Comedy, Boomerang, Cartoon Network und CNN International. Durch die Übernahme des TV-Produzenten Eyeworks verfügt Time Warner seit 2015 mit Warner Bros. International Television Production Germany in Köln auch über ein Tochter für TV-Produktion.