Das Landgericht Hamburg hat im Streit um einen Wallraff-Bericht über die Marseille-Kliniken eine einstweilige Verfügung gegen RTL bestätigt und laut einem Bericht der Kollegen von "Meedia" in einer Hauptverhandlung einen Hinweis zur Unterlassung ausgesprochen, weil dem Klinikbetreiber zu wenig Raum für eine Stellungnahme eingeräumt wurde, obwohl diese vorlagen und den Zuschauern bei seiner Meinungsbildung unterstützen könnten.

Darüber hinaus hege das Gericht Zweifel an der Authentizität der Quellen. Die vorsitzende Richterin machte zudem deutlich, auch einer Richtigstellung zuzustimmen. Zudem droht dem Kölner Sender eine Schadenersatzzahlung. Im dem Streit geht es um einen im Dezember ausgestrahlten "Extra"-Beitrag, in dem behauptet wurde, dass in einem Pflegeheim der Marseille-Kliniken so wenig Essen ausgegeben wurde, dass Bewohner unterernährt gewesen seien.

RTL steht auch weiterhin zu den ausgestrahlten Berichten: "Wir haben eine klare und unverrückbare Position. Deshalb lassen wir uns in unserer Rechtsauffassung nicht beirren und werden dafür weiter durch die Instanzen gehen", erklärte RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer am Freitag gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de.

Dieter Wopen, Vorstandsvorsitzender der Marseille-Kliniken, hatte bereits im Februar das Vorgehen von Günter Wallraff und RTL scharf kritisiert. "Günter Wallraff war sicherlich früher einmal eine Ikone des Journalismus, doch offensichtlich unterliegt auch seine Professionalität einem Verfallsdatum", sagte Wopen damals. "Dieser Niedergang scheint sich mit dem Tag beschleunigt zu haben, an dem Herr Wallraff sich mit dem Privatsender RTL ins Bett gelegt hat und nun zwischen 'Bauer sucht Frau' und Dschungelcamp nach Quoten giert."

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