Die jungen Frauen Hivy Ahmed, Haneen Hassan, Suzan Yahya und Shadan Fathulla aus Syrien und Irak sind am Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse mit dem Raif Badawi Award for courageous journalists ausgezeichnet worden. Sie senden jeden Tag ein eigenes Radioprogramm in drei Sprachen aus einem der größten Flüchtlingslager des Irak und sprechen darin auch über kontroverse Themen wie häusliche Gewalt oder weibliche Genitalverstümmelung.
"Wir bewundern den Mut und das Engagement der jungen Frauen, die sich Journalismus in Eigenregie angeeignet haben. Weder zögern sie, kritische Themen anzusprechen, noch möchten sie ihren Kulturkreis verlassen. Im Gegenteil: Sie bleiben als Flüchtlinge im Irak und haben es sich zur Aufgabe gemacht andere Flüchtlinge mit ihrem Programm zu unterstützen", heißt es in der Begründung der Jury, der auch das Medienmagazin DWDL.de angehört.
In seiner Laudatio ermutigte Can Dündar, türkischer Journalist und ehemaliger Chefredakteur der Zeitung "Cumhuriyet", die Preisträgerinnen, auch zukünftig hart und mit Leidenschaft an ihrem Projekt für die Freiheit zu arbeiten. "Euer Weg ist steinig, aber der Mühe wert", sagte der Journalist. Er bewundere vor allem ihren Mut: "Ungeachtet aller politischen, religiösen und ethnischen Spannungen scheuen sie sich nicht davor, in ihrer Sendung über äußerst sensible Themen wie häusliche Gewalt, Genitalverstümmelung oder so genannte Ehrenmorde zu sprechen. Damit überschreiten sie die roten Linien einer von Unterdrückung geprägten, patriarchalischen Gesellschaft."
"Ich finde es ein starkes Signal, dass wir ein Projekt von Flüchtlingen für Flüchtlinge auszeichnen, auf die Beine gestellt von Frauen die sich in Eigenregie ein journalistisches Können beigebracht haben", erklärte TV-Moderator Constantin Schreiber, der als Initiator des Awards eine besondere Verbindung zu Raif Badawi hat - jenem liberalen Blogger, der in Saudi-Arabien zu zehn Jahren Gefängnis und 1.000 Peitschenhieben verurteilt wurde. Schreiber hatte vor einem Jahr ein Buch mit Badawis Texten herausgegeben.
Erst in diesen Tagen war bekannt geworden, dass Badawi erneut ausgepeitscht werden soll. Zu der Verleihung des Preises an die "Flüchtlingsjournalistinnen" war auch seine Ehefrau Ensaf Haidar gekommen. Gegenüber der Deutschen Welle hatte sie zuvor erklärt, dass sie die Nachricht von neuen Peitschenhieben verstört habe. "Ich mache mir Sorgen und habe Angst davor, dass das Auspeitschen fortgesetzt wird. Ich mache mir auch große Sorgen um Raifs Gesundheit, die nicht gut ist, weder psychisch noch körperlich."