"Jetzt wird sich zeigen, wie gut wir sind", sagt Filmproduzent Oliver Berben. Er spielt damit auf die Tatsache an, dass Produktionen wie "Homeland" oder "Breaking Bad" hierzulande lange gar nicht möglich waren, weil es keine Abnehmer dafür gegeben habe. Das habe sich inzwischen geändert. "Jetzt gibt es Netflix, Amazon, Sky Deutschland, die Spartenprogramme von ARD und ZDF, wo plötzlich solche Sachen möglich werden", sagt Berben in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ("FAS"). Es gehe darum, aus einem spezifischen Programm ein großes zu machen, das sich auch Leute ansehen, "die das unter normalen Umständen nicht interessiert hätte".
Dass andere europäische Länder hier teilweise schon weiter sind, erklärt sich Berben mit der dort breiter akzeptieren Technologie. "In Schweden haben Sie zum Beispiel einen Anteil bei der digitalen Nutzung von Musik – um gar nicht erst über Film zu sprechen – von 30 bis 35 Prozent. Bei uns sind es fünf. Das hat etwas mit dem Charakter der Menschen zu tun." Dass Deutschland hier hinten nach sei, ist für ihn aber auch völlig okay. Nur sei es dann eben so, dass manche Sachen erst später kommen. "Es ist richtig, dass wir für die Herstellung dieser High-End-Drama-Serien länger gebraucht haben." Das heiße aber nicht, dass man es nicht könne.
Neben den Möglichkeiten, die sich für Produzenten auf entsprechenden Plattformen inzwischen im horizontalen Erzählen ergeben, werde aber auch das klassische lineare Fernsehen wichtig bleiben, zeigt sich Berben überzeugt. Die Vorstellung, dass es lineares Fernsehen bald nicht mehr gebe, sei "Unsinn", so der Filmproduzent. "Sie wären überrascht, wie viele Leute sich noch gerne an ein vorgegebenes Programmschema halten." Das sei eine Generationenfrage.
Berben warnt, man könne nun aber nicht einfach dazu übergehen, klassisches Fernsehen nur noch für die alten Zuschauer und Streaming-Angebote für die jungen Menschen zu machen. "Sie müssen immer wieder versuchen, sich zu erneuern. Der Zuschauer wird geübter und er ist bessere Qualität gewöhnt. Das müssen wir leisten, das ist unser Aufgabe als Produzenten", so Berben gegenüber der "FAS". Dass der Branche das gelingt - davon geht Berben aus. Es habe mit Sicherheit auch Zeiten gegeben, in denen es Produzenten an Mut gefehlt habe, das sei heute aber anders.
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