Nachdem Tobias Schmid, der bislang bei der Mediengruppe RTL den Bereich Medienpolitik verantwortete und auch als Vorstandsvorsitzender des Privatsenderverbandes VPRT Lobbyarbeit machte, kürzlich zum neuen Direktor der nordrhein-westfälischen Landesmedienanstalt LfM gewählt wurde, hat der VPRT nun einen neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Wie erwartet übernimmt Hans Demmel, Geschäftsführer von n-tv, dieses Amt. Im Amt bestätigt wurden zugleich Julian Geist von ProSiebenSat.1 als Vorsitzender des Fachbereichs Fernsehen und Multimedia, Klaus Schunk von Radio Regenbogen als Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste sowie Holger Enßlin von Sky Deutschland als Schatzmeister. Die Wahlperiode beträgt zwei Jahre.

Kurz nach seiner Wahl stellte Demmel fest, es seien "verdammt große Fußstapfen", in die er da trete. Minutenlange Standing Ovations für den scheidenden Tobias Schmid am Ende der Mitgliederversammlung unterstrichen die große Wertschätzung für dessen Arbeit. Doch auch Demmel – wenngleich ein völlig anderer Typ – zeichnet sich dadurch aus, dass er weit über den eigenen Konzern, die RTL-Gruppe, hinaus fachlich geschätzt und menschlich gemocht wird.

Seine präsidialen Fähigkeiten konnte er gleich unter Beweis stellen, als am Dienstagnachmittag bei einem Pressegespräch in Berlin die unterschiedlichen Ansichten der beiden VPRT-Fachbereiche zur Werbung bei den Öffentlich-Rechtlichen aufeinanderprallten. Mit leichtem Schmunzeln zwischen Geist und Schunk vermittelnd, erklärte Demmel, dass der Verband im TV nach wie vor das Grundprinzip der Werbefreiheit von ARD und ZDF vertrete, im Radio jedoch das 60-Minuten-Modell nach NDR-Vorbild – eben weil die beiden Werbemärkte sehr unterschiedlich funktionierten und Radiowerbung sonst insgesamt gefährdet sei.

Insgesamt, so Demmel, sei es in den letzten Jahren gelungen, eine gemeinsame Gesprächsbasis mit ARD und ZDF zu schaffen, den früheren Kalten Krieg der Systeme zu beenden. "Ich bin grundsätzlich lieber für etwas als gegen etwas", bekannte der n-tv-Chef. Umso klarer könne man dann aber auch die strittigen Themen adressieren. Neben der Werbung betrifft das die öffentlich-rechtlichen Online-Aktivitäten. Vor allem das im Oktober startende, "üppig ausgestattete" junge Angebot von ARD und ZDF werde man sich "sehr genau anschauen".

Dass das Spannungsverhältnis zu den Öffentlich-Rechtlichen für die privaten Hörfunker "evidenter und greifbarer" sei als für die TV-Kollegen, machte Radio-Vorstand Schunk deutlich. Ihn ärgere insbesondere die "Scheinheiligkeit der Öffentlich-Rechtlichen" beim Hin- und Herschieben von Programmen zwischen UKW- und digitalen Frequenzen. Bei der Mitgliederversammlung habe man die anwesende MABB-Direktorin Anja Zimmer um Prüfung der Frage gebeten, ob das duale System noch funktioniere. "Die scheinbar nur technische Frage der Ausbreitung von DAB+ ist in Wahrheit ein Deckmantel für eine starke Programmvermehrung öffentlich-rechtlicher Produkte", so Schunk.

Sowohl Demmel als auch Geist betonten, dass der VPRT sich neben reinen Regulierungs- und Medienpolitik-Fragen künftig stärker auch als Wirtschaftsverband positionieren werde. "Wir haben eine sechsstellige Zahl von Menschen in Lohn und Brot – diesen Stellenwert müssen wir deutlicher kommunizieren", so der frisch gewählte Vorstandsvorsitzende. "Wenn es um Arbeitsplätze sowie um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung einer Branche geht, dann hören auch die EU-Kommission oder Bundesministerien zu. Da wollen wir noch mehr Gehör als bisher finden."