ZDFneo und das Junge Angebot, dessen Start für Oktober geplant ist, wollen vor allem im fiktionalen Bereich zusammenarbeiten. "Es gibt erste Synergien zwischen dem 'Jungen Angebot' und ZDFneo. Wir kaufen gemeinsam internationale Serien an, die bei ZDFneo laufen und dann beim 'Jungen Angebot' ins Netz gestellt werden", sagte ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und nannte Produktionen wie "Outcast", "Wayward Pines" und "Fargo" als Beispiel. "Mit diesen Serien richten wir uns an ein Publikum im Alter von Mitte zwanzig bis Mitte dreißig, hier gibt es also eine Überschneidung."
Positiver Nebeneffekt fürs ZDF: Bislang war es dem Mainzer Sender nicht möglich, US-Serien in seiner Mediathek anzubieten - über den Umweg des noch immer namenlosen Jungen Angebots, das von der Politik weitaus mehr Freiheiten im Internet zugesprochen bekam, ist genau das nun problemlos möglich. Zugleich bekräftigte Himmler das Vorhaben, das fiktionale Programmprofil von ZDFneo mit eigenen Dramaserien, Krimis und Sitcoms "deutlich verstärken" zu wollen. Mit "Tempel" und "Der Sommer meines Lebens" hat der ZDF-Ableger bekanntlich schon zwei Projekte vorgestellt, die explizit nicht fürs Hauptprogramm gemacht sind.
Es ist also ganz offensichtlich das Ziel, ZDFneo weiter aus der Nische zu holen. "Selbst wenn wir solche besonderen Serien exklusiv für ZDFneo machten, dann ist das ein Sender, auf dem wir regelmäßig zwei Millionen Menschen erreichen. Für dieses eher jüngere Publikum lohnt es sich, ebenso hochwertige Inhalte zu produzieren", erklärte der ZDF-Programmdirektor und verweist auf die hohe Nutzung solcher Produktionen in der Mediathek - mitsamt eines Seitenhiebs in Richtung amerikanischer Konkurrenten: "Alle Welt lobt Netflix und Amazon, aber wer schaut auf die reichhaltigen Bestände unserer Mediathek? Wenn ich das alles addiere, dann haben wir Einschaltquoten und Abrufzahlen, von denen Netflix und Amazon in Deutschland nur träumen können."
Dazu sollen bei ZDFneo europäische Koproduktionen kommen, darunter die Serien "Tabula rasa" und "Chaussée d'Amour", die mit belgischen Partnern entstanden sind. Der Plan für ZDFneo ist für die nächsten drei Jahre angelegt. "Das bedeutet, dass ein Batzen Geld in Richtung dieses Programms wandert." Das gehe jedoch nicht ohne Umverteilung, "da unsere Beitragseinnahmen gedeckelt sind", betonte der Programmdirektor, der jedoch auch fürs Hauptprogramm "neue, moderne Serien" wie "Das Pubertier" nach dem Buch von Jan Weiler in Aussicht stellt. Darüber hinaus sollen "Morgen hör ich auf", "Ku'damm 56" und "Tannbach - Schicksal eines Dorfes" fortgesetzt und mit "Berlin 74 - Same Sky" eine Spionagegeschichte aus dem Kalten Krieg gesendet werden.
Optimitisch zeigte sich Norbert Himmler unterdessen mit Blick auf eine weitere Zusammenarbeit mit Jan Böhmermann, dessen ZDF-Vertrag zum Jahresende auslaufen wird. "Wir sind gerade in Verhandlungen, und es sieht sehr gut aus", erklärte der Programmdirektor in der "FAZ".