Es waren zweifelsohne turbulente Wochen für Jan Böhmermann. Sein "Schmähgedicht" über den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan kochte im April dermaßen hoch, dass der Moderator zwischenzeitlich sogar unter Polizeischutz stand und über mehrere Wochen hinweg auf seine Show verzichtete. Daneben blieb Böhmermann auch der Verleihung des Grimme-Preises fern, den er eigentlich gleich doppelt hätte entgegennehmen können - neben des Preises für seinen "Neo Magazin"-Coup "#varoufake" bekam er nämlich zusätzlich die "Besondere Ehrung" des Stifters zugesprochen.
"Ich fühle mich erschüttert in allem, an das ich je geglaubt habe", schrieb Böhmermann damals. "Mein Team von der Bildundtonfabrik und ich bitten um Verständnis, dass wir heute Abend nicht in Marl feiern können." Rückendeckung bekam er von Grimme-Chefin Frauke Gerlach, die dem Komiker in einem Radio-Interview ihre Unterstützung zusagte. Mit gut viermonatiger Verspätung kann Jan Böhmermann nun allerdings doch noch seine Auszeichnungen in Händen halten. Gerlach und Lucia Eskes, die Leiterin des Grime-Preises, waren am Donnerstagabend nach Köln gekommen, um auf dem Sommerfest der Bildundtonfabrik die Preise an Böhmermann sowie die beiden Chefs der Produktionsfirma, Philipp Käßbohrer und Matthias Murmann, zu überreichen, wie der Moderator im Laufe des Abends dann auch auf seiner Facebook-Seite stolz dokumentierte.
"Yeah. Ich bin ja nicht mehr ganz so erschüttert in allem, an das ich je geglaubt habe", schrieb Böhmermann in Anspielung auf sein Posting vom Frühjahr und dankte unter anderem der "Megacrew der Bildundtonfarbik", aber auch seinen Sendern ZDF und ZDFneo. Bevor es nächste Woche wieder mit dem "Neo Magazin Royale" losgeht, sei man nun erst mal betrunken und mache "eine dicke fette Feier". Das letzte halbe Jahr habe man "einigermaßen gut überstanden. Es sei ein "Tanz auf der Rasierklinge" gewesen, aber man sei am Ende "tanzend von der Rasierklinge gesprungen", erklärte Böhmermann auf dem Sommerfest, ehe er den Mitarbeitern Medaillen in Form eines goldenen Mittelfingers überreichte - versehen mit dem Logo des Grimme-Preises.
Frauke Gerlach würdigte indes noch einmal die Leistung des Teams und machte deutlich, auch für die Zukunft noch einiges von der Bildundtonfabrik zu erwarten. Die Besonderheit in Böhmermanns Auftritten liege darin, dass häufig nicht ganz klar sei, ob er noch Unterhaltung oder doch schon Politik mache. Bereits im April hatte die Chefin des Grimme-Instituts betont, dass er ein "würdiger Preisträger" sei, "weil er uns die Wirkungsmechanismen öffentlicher Meinungsbildung in der modernen Mediengesellschaft vor Augen führt. Dass er dabei auch zu drastischen Provokationen greift, mindert seine Gesamtleistung und seinen Beitrag zu strittigen gesellschaftlichen Debatten nicht." Jan Böhmermann ist übrigens der jüngste Preisträger der "Besonderen Ehrung" und reiht sich damit neben Hape Kerkeling, Iris Berben oder Klaus Doldinger in eine überaus namhafte Riege ein.