Während über den Dächern von München die Launchparty von Zee.One gefeiert wurde, zu der man extra Bollywood-Superstar Shah Rukh Khan eingeflogen hatte, tobte die angepeilte Fangemeinde im Netz. Da war er nun, der erste deutsche Bollywood-Sender und zeigte zum Auftakt auch einen Film mit eben jenem Superstar der Szene. Doch die für das Genre so typischen Tanz- und Gesangseinlagen wurden deutlich gekürzt. Auch die musikalischen Enden der Filme wurden gekappt. Und das war erklärte Strategie „Wir werden die Filme für den deutschen Markt anpassen“, kündigte Neeraj Dhingra, CEO des europäischen Geschäfts von Zee Entertainment, im Vorfeld des Sendestarts im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de an.
„Bollywood-Filme tendieren zu einer gewissen Länge, die ungewohnt ist für Zuschauer außerhalb des indischen Marktes. Das können wir für das deutsche Publikum etwas straffen. Und bekanntlich gibt es viele Songs und Tänze. Einige davon sind Teil der Geschichte, andere dienen nur dem Übergang von Szenen. Wir haben unsere Bollywood-Library genau analysiert und werden für Zee One spezielle Fassungen aufbereiten, die den TV-Gewohnheiten der Deutschen entgegenkommen. Für diese Aufgabe haben wir ein Team.“ Doch seit dem Start von Zee.One im deutschen Fernsehen entlädt sich in Variation der Erregung mal Enttäuschung, mal Frust auf der Facebook-Seite des Senders über diese Strategie.
Und das hat Folgen: Die erste Veröffentlichung des Senders am Tag nach dem Launch war dann auch eine Entschuldigung. Man werde am Programm arbeiten. In den weiteren Tagen mischte sich in die Kritik an den gekürzten Filmen auch Kritik an der hohen Wiederholungsrate im Programm. Auf Facebook erklärte der Sender gegenüber einer Zuschauerin: „Wir nehmen alle Anmerkungen unserer Fans sehr ernst, aber bitte gib uns noch etwas Zeit um die Inhalte für jeden Zuschauer von euch auch ideal abstimmen zu können. Dem Wunsch nach Originalversionen der Filme kommen wir daher in Zukunft nach. Außerdem erwartet euch eine breitere Musikauswahl, viele neue Filme in deutscher Erstausstrahlung – die gesamte Programmvielfalt wird sich noch wesentlich erhöhen.“
Auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de erklärt Senderchefin Frederike Behrends zu dem Thema: „Bei der Programmplanung sind für uns immer zwei Punkte entscheidend: Erstens: Wir wollen jeden Zuschauer erreichen. Zweitens: Für jeden Geschmack soll etwas dabei sein. Zum einen sollen die deutschen Zuschauer, die noch nie mit Bollywood in Berührung gekommen sind, einen Einstieg finden. Auch müssen aus rechtlicher Sicht manche Szenen angepasst werden. Zum anderen wollen wir die Interessen der Bollywood-Fans berücksichtigen und Filme auch in Originallänge zeigen. Es wird demnächst auch Tage und Programm-Slots geben, wo Filme in Originallänge zu sehen sind.“
Man sei gerade in der Planung. Von einem holprigen Start in Deutschland möchte Behrends aber nichts wissen. Sie bleibt optimistisch. "Grundsätzlich können wir, zwei Wochen nach Sendestart, sagen: Wir erhalten außerordentlich viel positive Resonanz und Zuspruch auf unser Programm", erklärt Behrends - und schiebt später noch einmal hinter: "Wir möchten ganz klar feststellen: Unsere Programmplanung hat sich nicht verändert, sondern bleibt strukturell unverändert. Selbstverständlich nehmen wir die Anregungen von Zuschauern ernst. Aber wir haben schon von Anfang Filme in voller Länge mit in unserer Planung vorgesehen. Wir haben stets alle Zielgruppen im Blick und wollen allen bestes Entertainment bieten. Von einer 'Korrektur' kann deshalb keine Rede sein. Auch war uns selbstverständlich bewusst, dass es bei einzelnen Fans zu Unmutsäußerungen kommt, da es eine sehr aktive Bollywood-Gemeinde gibt, was uns sehr freut. Aber auch hier gibt es viel Zuspruch und positives Feedback."