RTL-Reporterin Antonia Rados hat sich am Donnerstag gegen Mitternacht mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in dessen Präsidentenpalast zum Interview getroffen. Ausschnitte aus dem Gespräch sollen noch am Freitag in den aktuellen RTL-Sendungen gezeigt werden: Geplant ist, dass die zentralen Aussagen bei "RTL aktuell" zusammengefasst werden, ehe ein "Nachtjournal Spezial" um 0:20 Uhr eine Langfassung des Interviews zeigt.

Bereits am Nachmittag sind Ausschnitte des Gesprächs beim hauseigenen Nachrichtensender n-tv zu sehen, der für den Samstag um 18:00 Uhr außerdem die Ausstrahlung des kompletten Gesprächs zwischen Rados und Erdogan plant. Nach Angaben von RTL fragte der Kölner Sender bereits vor einigen Wochen ein entsprechendes Interview an. Dass nun doch die Zusage erfolgte, kommt durchaus überraschend, schließlich war die ARD erst vor zwei Wochen mit einem Exklusiv-Interview zum Zug gekommen.

Nach der Ausstrahlung hatte es Kritik an BR-Chefredakteur Sigmund Gottlieb gegeben, der sich über eine halbe Stunde lang mit Erdogan unterhalten hatte. "ARD-Mann Gottlieb packt Präsident Erdogan in Watte", mäkelte etwa "Der Westen", weil der Journalist nicht fragte, was es mit der Schließung von Zeitungsredaktionen oder der Verhaftung von Journalisten in der Türkei auf sich hat. Auch in den sozialien Netzwerken bekam Gottlieb deshalb Gegenwind zu spüren. Antonia Rados hat nun also die Gelegenheit, es besser zu machen als ihr öffentlich-rechtlicher Kollege.