"Mitten im Leben, relevant, bodenständig": So will sich kabel eins in der kommenden Saison positionieren. Verantwortlich dafür ist inzwischen Marc Rasmus, der vor wenigen Monaten Katja Hofem an der Spitze des Senders ablöste, inzwischen aber zumindest mit Frank Rosin und Tamme Hanken auf zwei wichtige Protagonisten bauen kann, die dem Sender im wahrsten Sinne des Wortes wieder ein Gesicht verleihen. "Wir bauen den Factual-Bereich deutlich aus und zeigen hochwertiges, eigenproduziertes Factual Entertainment", sagte Rasmus bei der Programmpräsentation. So soll Rosin ab Herbst durchgehend bis ins nächste Jahr mit seinen drei Formaten zu sehen sein und auch der "Knochenbrecher" kommt wieder zu neuen Einsätzen.
Hinzu kommt Reporter Peter Giesel, der weitere Touristenfallen aufdecken soll, nachdem sich "Achtung Abzocke" in den vergangenen Wochen zum überraschend großen Erfolg für kabel eins entwickelte. Unter den Neustarts sticht aber vor allem eines hervor: Gemeinsam mit der BBC produziert kabel eins die Sendung "Unser neuer Chef" (AT), deren Ausstrahlung für das Frühjahr geplant ist. Die Besonderheit liegt darin, dass die Angestellten darin ihren neuen Vorgesetzten selbst einstellen. Ohne es zu ahnen, werden vier Bewerber von ihren potenziellen Mitarbeitern im Rahmen einer Probewoche auf Herz und Nieren geprüft und anschließend in einer demokratischen Abstimmung zum Chef gewählt.
Ebenfalls für das Frühjahr ist "Das Extrem-Experiment" geplant. In Kooperation mit einem Psychologen-Team will kabel eins beispielsweise zeigen, was passiert, wenn zwei Menschen mit gegensätzlichen, extremen Verhaltenszwängen aufeinandertreffen - also Messie und Putzneurotiker. Sie sollen sich unterstützen und im Idealfall voneinander lernen. Darüber hinaus versucht kabel eins aber auch noch einmal, auf den Trödel-Zug aufzuspringen. So sollen im Winter die "Jäger der vergessenen Schätze" innerhalb einer Woche Antiquitäten, Schmuck oder andere wertvolle Gegenstände auf Flohmärkten, im Internet und über Anzeigen aufspüren, um sie auf einer Auktion höchstbietend zu versteigern.
Das für den Sommer geplante Experiment mit dem Arbeitstitel "Lost Children" soll indes schwer erziehbare oder kriminelle Jugendliche wieder auf die richtige Bahn bringen. Im Rahmen eines Wildnis-Therapie-Trekkings verlassen Problem-Jugendliche ihre gewohnte Umgebung und müssen sich im Team fernab der Zivilisation behaupten. Hier lassen die "strengsten Eltern der Welt" gewissermaßen grüßen, auch wenn kabel eins darauf verweist, dass hier nun das Erziehungsprojekt einer Psychologin die Basis für die Sendung legt. Es wird demnach in den USA seit 2006 durchgeführt - mit einigem Erfolg. Immerhin 79 Prozent der teilnehmenden Jugendlichen seien anschließend nie wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
Und bereits im Herbst plant kabel eins die Ausstrahlung des Events "Robot Wars", das von der BBC stammt. Der Sender verspricht sprühende Funken und fliegendes Blech, wenn Roboter zum Kampf antreten. Das ist in England tatsächlich gefragt: Dort soll es über 400 Teams geben, die regelmäßig an Meisterschaften in unterschiedlichen Gewichtsklassen teilnehmen. Etwas bodenständiger geht es da schon in den Langzeit-Reportagen von "Abenteuer Leben" zu. Im Herbst will kabel eins "Die exklusive Kölnberg-Doku" ausstrahlen, für die man ein Jahr lang die Bewohner des berüchtigten Kölner Wohnblocks begleitet hat, was ein wenig an die Projekte "Asternweg" und "Hartz und herzlich" der Konkurrenz erinnert. Außerdem geht es um "Das Leben des Bundespräsidenten" in einer Doku von Dietmar Klumpp, die einen tiefen und persönlichen Einblick in das Leben von Joachim Gauck gewähren soll.
Und sonst? kabel eins nennt die Fiction als weitere wichtige Programmsäule und kündigt Spielfilme im Rahmen bewährter Labels wie "Action Heroes" und "Die besten Filme aller Zeiten" an. Darüber hinaus ist auch von US-Serien die Rede - nicht aber von konkretem Nachschub. Dabei wäre der doch eigentlich vor allem in der Primetime dringend nötig.