Eigentlich wollte die ARD Einsfestival zugunsten eines linearen Jugendkanals aufgeben - doch die Politik wollte nicht, genehmigte das Jugendangebot nur im Web und ließ Einsfestival weiter bestehen. Statt der Abwicklung stand also ab Herbst 2014 plötzlich die Frage nach der künftigen Ausrichtung auf der Agenda - und die nach der Rolle, die der Sender in der ARD-Landschaft eigentlich einnehmen soll. Darüber habe man in den vergangenen Monaten mit allen ARD-Anstalten intensive Gespräche geführt. Heraus gekommen ist, dass man sich mit der schon länger eingeleiteten Neuausrichtung auf dem richtigen Weg sieht, wie Senderchef Helfried Spitra im Anschluss an die ARD-Intendantentagung in Bonn sagte.
Als "Zwerchfellsender" bezeichnete er Einsfestival mehrfach - was so zu verstehen ist, dass er sich anders als viele andere ARD-Angebote eben nicht um Information kümmern soll, sondern sich vor allem auf Unterhaltung fokussieren darf, als Zielgruppe die 29- bis 49-Jährigen im Blick - altersmäßig also über dem noch immer namenlosen "jungen Angebot" angesiedelt. Mit dem will man künftig eng zusammenarbeiten und Sendungen beispielsweise erst online beim jungen Angebot, später dann linear bei Einsfestival zeigen. Die beiden wichtigen Säulen, auf denen das Programm von Einsfestival fußt, sind Fiktion und Entertainment.
Schon in den letzten Monaten hat man diverse zugekaufte Lizenzserien in der Primetime ins Programm genommen. Dazu gehören unter anderem die australische Produktion "Miss Fishers mysteriöse Mordfälle", der britische Überraschungserfolg "In the Club" und die britische Sci-Fi-Kultserie "Doctor Who". Ohnehin will man einen Schwerpunkt auf das Genre SciFi/Mystery setzen und will sich in dem Zusammenhang weiter im "Doctor-Who"-Universum austoben, unter anderem mit der Ausstrahlung von "Torchwood". Für denHerbst kündigt man außerdem die Ausstrahlung der schwarzhumorigen Serie "Sensitive Skin" mit Kim Cattrall aus Kanada sowie der US-Serie "Nurse Jackie" an.
Ab dem 1. August führt man zudem einen neuen Vorabend ein: Zwischen 18:15 Uhr und 20 Uhr soll es die ARD-Soap "Sturm der Liebe" in Doppelfolgen richten. Von der 2005 gestarteten Serie liegen schon fast 2.500 Folgen vor - so schnell wird Einsfestival der Nachschub also nicht ausgehen, da man nochmal mit der ersten Staffel ganz von vorne beginnt. Kurios: Damit tritt "Sturm der Liebe" bei Einsfestival am Vorabend gegen "Bares für Rares" bei ZDFneo an - also das exakt gleiche Duell wie um kurz nach 15 Uhr zwischen dem Ersten und dem ZDF.
Abseits der Fiktion setzt Einsfestival weiter beispielsweise auf die Ausstrahlung der "Tonight Show" mit Jimmy Fallon, die sehr gut angenommen werde. Sie habe dem Sender durch die große Fangemeinde in sozialen Netzwerken auch große Aufmerksamkeit verschafft. Genaue Zuschauerzahlen hat man aber nicht genannt. Stolz ist man auf den gemeinsam mit dem MDR entwickelten Comedy-Gossip-Wochenrückblick "Shuffle", der schon seit Mai samstags um 19:40 Uhr und montags um 22:45 Uhr läuft, eine zweite Staffel für Oktober ist schon geplant. Darüber hinaus werde man weiterhin auf eine Vernetzung mit dem Ersten setzen - wie etwa bei der Begleitung des ESC, des "Echo" vom Roten Teppich oder bei der Tour de France, bei der die kompletten Etappen jeweils bei Einsfestival zu sehen sind, erst die Schlussphase dann im Ersten.