Jan Böhmermann und Mathias Döpfner haben eine Gemeinsamkeit: Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan geht nun nämlich auch gegen den Vorstandschef von Axel Springer mit juristischen Mitteln vor. Erdogan hat eine einstweilige Verfügung gegen Döpfner beantragt, die in Zusammenhang mit Böhmermanns umstrittenem Schmähgedicht steht. In einem offenen Brief hatte sich Döpfner vor wenigen Wochen auf Böhmermanns Seite gestellt. "Ich möchte mich, Herr Böhmermann, vorsichtshalber allen Ihren Formulierungen und Schmähungen inhaltlich voll und ganz anschließen und sie mir in jeder juristischen Form zu eigen machen", schrieb er in der "Welt am Sonntag" und bezeichnete Böhmermanns Gedicht als gelungen.
Unklar ist, wie es nun weitergeht. Medienberichten zufolge soll das Kölner Landgericht bereits angedeutet haben, der einstweiligen Verfügung nicht stattgeben zu wollen. Erdogans Medienanwalt ist übrigens Ralf Höcker, der vorsorglich schon mal deutlich gemacht haben soll, dem türkischen Präsidenten empfehlen zu wollen, in die zweite Instanz zu gehen, sollte das Gericht die Verfügung nicht zulassen. Eine Sprecherin des Springer-Verlags machte zunächst keine weiteren Angaben und erklärte: "Uns liegen keinerlei Informationen oder Schriftstücke dazu vor."
Erdogan hat gerade zusammen mit Höcker eine einstweilige Verfügung gegen Beleidigung durch den deutschen Regisseur Uwe Boll erwirkt. Dieser hatte Erdogan in einem Video sogar den Tod gewünscht. "Es ist wie bei einer Massenvergewaltigung: Wenn einer anfängt, kriechen alle aus den Löchern und machen mit. Vor allem, wenn es das Opfer angeblich nicht besser verdient hat", kritisierte der Medienanwalt die Folgen von Böhmermanns Gedicht. "Wir müssen als Gesellschaft aufpassen, wenn der dünne Lack der Zivilisation blättert und kollektive Enthemmung losbricht. Herr Erdogan ist ein Mensch und die Menschenwürde ist unantastbar." Diese stehe gemäß des Grundgesetzes über der Presse-, Kunst- und Meinungsfreiheit.
Kritik an Höckers Aussage kam unterdessen von "Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch. Sie sprach via Twitter von einem "üblen Vergleich" des Anwalts und forderte ihn auf, diesen zurückzuziehen. Höckers Antwort folgte prompt: "Besser, Sie ziehen Ihren Bild-typischen demagogischen Versuch einer Zitatuminterpretation zurück."
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