Nach einem Jahr: RTL verabschiedet sich vom Beachvolleyball
"Mangelnde sportliche Perspektive" gab RTL im März dieses Jahres als Grund für den Ausstieg aus den Übertragungen der Rennen der Moto GP-Serie nach nur einer Saison an. In diesem Jahr probierte es der Kölner Sender stattdessen mit Beachvolleyball - und scheiterte erneut. Nachdem die Übertragungen nur Marktanteile im mittleren einstelligen Bereich erzielten, nimmt RTL sie nun nach einem Sommer wieder aus dem Programm.
Als Begründung gibt RTL an, die Quoten hätten "keine Hinweise auf Entwicklungspotential gegeben". Zwar sei Beachvolleyball eine "großartige Sportart", doch es war "definitiv zu wenig", was die Übertragungen für den Kölner Sender einbrachten. Eine Entscheidung, die kaum verwundert angesichts der im Schnitt nur 710.000 Zuschauer und den 5,5 Prozent Marktanteil.,71 Millionen Zuschauer und 5,5 Prozent Marktanteil.
Anlass zur Selbstkritik sieht man bei RTL jedoch offenbar nicht. Der Sender bereue es nicht, die Beachvolleyball-Übertragungen ins Programm genommen zu haben. Auch habe man "die optimale Übertragungsqualität rausgeholt" und nach eigenen Angaben bis zu 40 Mitarbeiter zu den Turnieren geschickt.
Die Gründe für das Scheitern seien nicht bei RTL, sondern vielmehr "in der Sportart selbst" zu suchen, deren "Eventcharakter" sich eben nicht übertragen lasse. Das hörte sich bei der Vorstellung der neuen Sportart natürlich noch ganz anders an. Damals sah RTL großes Potential und wollte das "fröhlichen Lebensgefühl in den Stadien" mit einem "lifestyle-orientierten Rahmenprogrammen transportieren und die Zuschauer damit anstecken".
Der komplette Ausstieg aus den Übertragungen deutete sich spätestens seit Mitte Juli an. Damals kürzte RTL die Übertragungszeit drastisch. Die erste Sendung um 12:30 Uhr nahm RTL ersatzlos aus dem Programm, die zweite, direkt nach den Formel 1-Rennen ausgestrahlte Sendung wurde von 75 auf nur noch 45 Minuten gekürzt. Doch auch danach gab es - trotz des überaus erfolgreichen Vorprogramms - keinen nennenswerten Quotenanstieg.
Trotz der fraglos indiskutablen Quoten reagierte der Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes Werner von Moltke mit Unverständnis auf die Entscheidung. Zwar bescheinigte er RTL, sich Mühe gegeben zu haben, den Ausstieg nach nur einem Jahr bezeichnete er jedoch als "Ohrfeige". "RTL lässt uns im Regen stehen – ohne eine gemeinsame Analyse, was man verbessern hätte können. Ich bin enttäuscht, daß sie schon so früh aufgeben.", so Moltke.
Nun hofft der Deutsche Volleyball-Verband, vielleicht wieder mit ARD und ZDF ins Geschäft zu kommen. Doch auch eine weitere Möglichkeit kommt in Betracht: Premiere. Der Bezahlsender hatte kürzlich zum ersten Mal ein Beachvolleyball-Spiel übertragen. Wo und ob demnächst Beachvolleyball im deutschen Fernsehen wieder auftauchen wird und ob RTL auch im nächsten Jahr wieder eine neue Sporart am Sonntag zu etablieren versucht, steht momentan noch in den Sternen.